Skip to main content
Thorsten Hasche

Quo vadis, politischer Islam? AKP, al-Qaida und Muslimbruderschaft in systemtheoretischer Perspektive

Bielefeld: transcript Verlag 2015 (Edition Politik 25); 387 S.; 39,99 €; ISBN 978-3-8376-3120-3
Sozialwiss. Diss. Göttingen; Begutachtung: B. Tibi, W. Reese‑Schäfer. – Thorsten Hasche untersucht anhand von drei Forschungsfragen, ob bei den ausgewählten islamistischen Bewegungen eine „Moderation ihrer semantischen Positionen stattgefunden“ (54) hat und sie sich als Parteien für nicht‑islamistische Wähler und Mitglieder geöffnet haben. Ferner fragt er, ob sich mit Blick auf die drei Fallbeispiele eine analytisch‑empirische Trennung von Islam und politischem Islam begründen lässt und ob es „weiterhin überzeugend [ist], von einem zusammenhängenden Phänomen des politischen Islam zu sprechen“ (54). Die Arbeit ist in acht Kapitel gegliedert. An die Einleitung schließt sich ein Abschnitt zu den methodologischen Ansprüchen Niklas Luhmanns an die Systemtheorie an. Danach gilt das Augenmerk der Luhmann‘schen Gesellschaftstheorie der Politik im weltpolitischen Kontext. Anschließend führt Hasche in die Fallstudien ein, ehe er die ägyptische Muslimbruderschaft, die türkische AKP und das Terrornetzwerk Al Kaida in gesonderten, chronologischen Kapiteln analysiert. Am Ende des Al Kaida‑Kapitels verletzt Hasche die etablierte Gliederungslogik, indem er als Unterpunkt einen Vergleich der drei Fallbeispiele vornimmt. Diese Ergebnissynthese hätte in ein eigenes Kapitel oder aber in den finalen Abschnitt zur Systemtheorie der Politik gehört. Bei der Stellung der drei Gruppierungen im weltpolitischen System sowie hinsichtlich ihrer ‚Leitsemantik‘ tun sich markante Unterschiede auf: So sei die Muslimbruderschaft nach dem Sturz Mursis an die Peripherie des Politiksystems abgedriftet und propagiere die Scharia als Verfassungsprinzip, während die AKP als „unangefochtene Regierungspartei im Zentrum des politischen Systems einer Regionalmacht der MENA‑Region“ stehe und eine islamisch‑konservative, neo‑osmanische Leitsemantik bevorzuge. Al Kaida stehe als „Proponent zahlreicher Gewaltkonflikte in der MENA‑Region“ (314) weiterhin im Fokus weltweiter militärischer und sicherheitspolitischer Maßnahmen, der propagierte Kampf gegen verwestlichte Regime und Ungläubige bilde den Kitt ihrer Aktivitäten. Bei Al Kaida seien denn auch keine Anzeichen semantischer Mäßigung zu registrieren. Generell verfüge der politische Islam über ein eigenständiges Gerüst an semantischen und strukturellen Merkmalen und sei daher „keinesfalls mit der Religion und Zivilisation des Islam gleichzusetzen“ (327). Die Einstufung des politischen Islams als zusammenhängendes Phänomen sei trotz der aufgezeigten Vielschichtigkeit vertretbar.
{HEI}
Rubrizierung: 2.232.222.255.424.41 Empfohlene Zitierweise: Ulrich Heisterkamp, Rezension zu: Thorsten Hasche: Quo vadis, politischer Islam? Bielefeld: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/38728-quo-vadis-politischer-islam_47371, veröffentlicht am 06.08.2015. Buch-Nr.: 47371 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken