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Luciana Hachmann

Pursuing a Developmental State Trade Agenda in a Neo-Liberal Context: Brazil and South Africa in Comparison

München/Mering: Rainer Hampp Verlag 2014 (Labor and Globalization 7); 204 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-86618-398-8
Diss. Kassel. – Massive Interventionen des Staates in die Wirtschaft verhalfen den sogenannten Tigerstaaten in Südostasien zu vorübergehendem wirtschaftlichen Erfolg und zu Fortschritten bei der Industrialisierung. Dieses als „developmental state“ bezeichnete Staatshandeln steht im Widerspruch zu einer Liberalisierung und Privatisierung propagierenden neoliberalen Weltwirtschaftsordnung. Dass es den brasilianischen und südafrikanischen Regierungsparteien in diesem Spannungsfeld teilweise gelungen ist, ihre Handelspolitik auf die Stärkung nationaler Wettbewerbsfähigkeit auszurichten und „[to] retain some policy space to implement national strategies based on the active roles of the state“ (86), versucht Luciana Hachmann zu erklären. Handelspolitik ist für sie dabei nicht nur das Ergebnis internationaler Verhandlungen, sondern entscheidend von nationalen Faktoren wie Parteien und Institutionen beeinflusst. Diesen Einfluss untersucht die Autorin auf drei Ebenen: Nach Poulantzas Staatstheorie ist der kapitalistische Staat nicht als „monolothic bloc“ (173), sondern als umkämpftes Terrain zu verstehen, auf dem Akteure ihre Interessen aushandeln. Auf einer Mesoebene und mithilfe einer Policy Network Analysis, in der Netzwerk und Politikergebnis sich reziprok beeinflussen, zeigt die Autorin, wie Parteien dieses Terrain durch Koalitionenbildung etwa mit Gewerkschaften und Kapitalgruppen zu dominieren versuchen. Auf der Mikroebene spielen Fraktionen innerhalb einer Partei und die Fähigkeit, innerparteilichen Konflikten durch institutionalisierte Verfahren zu begegnen, eine wichtige Rolle für die Durchsetzungsfähigkeit der eigenen politischen Agenda. Im Ergebnis zeigt sich unter anderem, wie es dem südafrikanischen ANC über das Ministerium für Handel und Industrie gelingen konnte, einen Einflusskanal für nationale Entwicklungsstrategien nutzbar zu machen, ohne von der neoliberalen Doktrin des Finanzministeriums blockiert zu werden. Das leider nur mittelmäßig lektorierte Buch eröffnet so den Blick für die komplexen Voraussetzungen alternativer Wirtschaftspolitik im Kontext vorherrschender nationaler (und internationaler) Machtkonstellationen.
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Rubrizierung: 2.14.222.652.672.22 Empfohlene Zitierweise: Sven-Jacob Sieg, Rezension zu: Luciana Hachmann: Pursuing a Developmental State Trade Agenda in a Neo-Liberal Context: Brazil and South Africa in Comparison München/Mering: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39985-pursuing-a-developmental-state-trade-agenda-in-a-neo-liberal-context-brazil-and-south-africa-in-comparison_48297, veröffentlicht am 11.08.2016. Buch-Nr.: 48297 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken