Skip to main content
Sophia Burkhardt

Programmfabrik gegen Medienimperium. Neue Kampagnenstrategien im italienischen Wahlkampf 2006

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2008 (Münchner Beiträge zur politischen Systemforschung 2); 129 S.; brosch., 19,- €; ISBN 978-3-8329-3308-1
Diplomarbeit München; Gutachter: W. Weidenfeld, A. Helmerich. – Seit dem Zusammenbruch des gesamten italienischen Parteiensystems zu Beginn der 90er-Jahre haben sich mit der Forza Italia und dem Ulivio zwei bedeutende politische Kräfte herausgebildet, die beide nicht den Organisationsprinzipien konventioneller Parteien entsprechen. „Forza Italia ist zu stark vom charismatischen Parteigründer Berlusconi geprägt, der Ulivio ist ein Wahlkartell“ (13), schreibt die Autorin und untersucht anhand des Parlamentswahlkampfes von 2006, wie es beiden Gruppierungen gelang, erfolgreich Wahlkampf zu führen und auf welche Ressourcen sie zurückgriffen, um strukturelle Defizite auszugleichen. Als Analyserahmen dient ihr ein Grundmodell, mit dem Wahlkampf – in Anlehnung an Holtz-Bacha – als ein Dreiecksverhältnis zwischen politischem System, Mediensystem und Wählerschaft betrachtet wird. Wahlkampf wird danach aus dem politischen System heraus geführt, indem die politischen Parteien versuchen, das Mediensystem und die Wählerschaft zu beeinflussen. Burkhardt beschreibt zunächst die Strukturen von Forza Italia und Ulivio und ordnet deren Aktivitäten und Wahlkampagnen innerhalb dieses Interaktionsdreieckes ein. Sowohl der Forza Italia als auch dem Ulivio sei es gelungen, so das Resultat, die Funktionen von Parteien im Wahlkampf zu erfüllen. Aufgrund von Defiziten in der Parteiorganisation mussten aber Ressourcen außerhalb des politischen Systems eingesetzt werden: „Während Forza Italia auf die Ressourcen des Parteiführers im Mediensystem zurückgriff, versuchte der Ulivio, aktive Sympathisanten aus der Wählerschaft für den Wahlkampf zu gewinnen und so strukturelle Schwächen auszugleichen.“ (113) Mit Blick auf die aktuelleren Entwicklungen kommt die Autorin, die den Wahlkampf 2006 persönlich miterleben konnte, zu dem Urteil, dass beide Kräfte „keine stabilen Alternativen zur traditionellen Parteienform entwickeln“ konnten. „Der Ulivio wagt nun mit der Gründung der demokratischen Partei einen Neuanfang. Es scheint als kämen die Parteien zurück.“ (119)
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.22 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Sophia Burkhardt: Programmfabrik gegen Medienimperium. Baden-Baden: 2008, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/29487-programmfabrik-gegen-medienimperium_34910, veröffentlicht am 30.09.2008. Buch-Nr.: 34910 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken