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Peter Imbusch / Dieter Rucht (Hrsg.)

Profit oder Gemeinwohl? Fallstudien zur gesellschaftlichen Verantwortung von Wirtschaftseliten

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007 (Bürgergesellschaft und Demokratie 26); 334 S.; brosch., 26,90 €; ISBN 978-3-531-15507-4
Unstrittig haben Wirtschaftseliten eine mit betriebswirtschaftlichen Kategorien beschreibbare ökonomische Verantwortung gegenüber den von ihnen geführten Unternehmen und deren Eigentümern. Ob sie darüber hinaus eine – in welcher Form auch immer einklagbare – gesellschaftliche Verantwortung haben, die über das enge betriebswirtschaftliche Kalkül hinausgeht, ist strittig. Zwar sind in den vergangenen Jahren zunehmend auch von Verbandsvertretern derartige Selbstbindungen reklamiert worden – etwa unter dem Titel corporate social responsibility – doch stehen diese Bekundungen im deutlichen Kontrast zu den zahlreichen Fällen ungebremster Vorteilsnahme und individueller Bereicherung. Der Sammelband, entstanden im Kontext des vom Wissenschaftszentrum Berlin und der Universität Bielefeld getragenen Forschungsprojektes „Wirtschaftseliten zwischen Konkurrenzdruck und gesellschaftlicher Verantwortung“, enthält eine Reihe von Fallstudien, in denen Wahrnehmung oder Verweigerung gesellschaftlicher Verantwortung durch Wirtschaftseliten näher beleuchtet werden. Konzeptionell orientieren sich die Autoren an einer Typologie gesellschaftlicher Verantwortung, die von schwachen Formen – gelegentlicher Abmilderung externer Effekte – bis zur starken Ausprägung reicht, in der der Berücksichtigung gesellschaftlicher Interessen eindeutig Vorrang gegenüber Renditezielen eingeräumt wird. Die Untersuchung der einzelnen, überwiegend aktuellen Fälle – als Basis dient eine Medienanalyse des Zeitraums 1965 bis 2002 – folgt einem einheitlichen Gliederungsschema, bei dem jeweils Rahmenbedingungen, Interessenkonflikt und die Formen der Konfliktregulierung rekonstruiert werden. Die den Band abschließende Bilanz macht u. a. deutlich, dass zwar im strategischen Kalkül von Unternehmen zunehmend mögliche Reputationsverluste eine Rolle spielen, aber erst hoher öffentlicher Druck und direkte staatliche Interventionen können für Vereinbarungen sorgen, bei denen neben betrieblichen auch gesellschaftliche Interessen wahrgenommen werden.
Thomas Mirbach (MIR)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Lawaetz-Stiftung Hamburg, Lehrbeauftragter, Institut für Politische Wissenschaft, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Thomas Mirbach, Rezension zu: Peter Imbusch / Dieter Rucht (Hrsg.): Profit oder Gemeinwohl? Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/28148-profit-oder-gemeinwohl_33097, veröffentlicht am 04.04.2008. Buch-Nr.: 33097 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken