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Charlotte Freund

Professionalität in Bürgermeisterwahlkämpfen

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Kommunikation in Politik und Wirtschaft 8); 285 S.; brosch., 54,- €; ISBN 978-3-8487-0976-2
Diss. Lüneburg; Begutachtung: F. Müller‑Rommel, A. Römmele, C. Welzel. – Wahlkämpfe auf der kommunalen Ebene sind in der deutschen Politikwissenschaft aus dem Blickfeld der Forschung gerückt. Gleichzeitig gibt es Hinweise darauf, dass die Art, wie sie geführt werden, ganz erheblich das Ergebnis beeinflusst. Bei den Direktwahlen der kommunalen Hauptverwaltungsbeamten existiert zudem ein gravierender Unterschied zu den Wahlen der legislativen Organe, denn die Direktwahlen sind „quasi‑präsidentielle“ (21) Abstimmungen. Insofern gibt es sehr verschiedene Perspektiven auf ein bislang weitgehend unerschlossenes Forschungsfeld. Eine davon hat sich Charlotte Freund herausgesucht, indem sie die Faktoren getestet hat, die eine Professionalisierung der örtlichen Wahlkampfführung beeinflussen. Auf der Basis von 82 Leitfadeninterviews mit Bürgermeisterkandidaten bei der niedersächsischen Kommunalwahl 2011 hat sie in 21 Kategorien einzeln ermittelt, wie professionell der Wahlkampf angelegt war. Zur Auswertung wurde ein stark reduktionistisches Scoring‑Verfahren verwendet, das jede Kategorie in drei möglichen Ausprägungen erfasste. Die dadurch erhaltenen Werte wurden sodann in einer multivariaten Datenanalyse für die Testung von sechs Hypothesen verwendet. Politikwissenschaftlich sind theoretisches Design, methodische Vorgehensweise und Aufbau der Arbeit streng an der Fragestellung ausgerichtet und führen daher zu einem gut nachvollziehbaren Resultat, das präzise mit abhängiger und unabhängiger Variable operiert. Als Beispiel für eine methodisch solide Anlage einer Forschungsarbeit ist das Werk daher gut geeignet. Demgegenüber fällt der eigentliche Ertrag jedoch mäßig aus, selbst wenn einige Ergebnisse auf den ersten Blick überraschend wirken. Das ist der Autorin aber in Anbetracht des Forschungsdesigns nicht wirklich anzulasten. Vielmehr empfiehlt es sich, einer vorgelagerten Frage nachzugehen, nämlich ob ein professioneller Wahlkampf wirklich das Wahlergebnis beeinflusst. Dieses wäre indes eine andere Arbeit, die aber im Hinblick auf die Forschungslücke von hohem Interesse wäre. Für diesen Aspekt liefert der deskriptive Teil, in dem die Teilergebnisse zu den einzelnen Kategorien referiert werden, gleichermaßen reichlich Material, auf das dann andere Forschungsvorhaben zurückgreifen können.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.3252.333 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Charlotte Freund: Professionalität in Bürgermeisterwahlkämpfen Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37060-professionalitaet-in-buergermeisterwahlkaempfen_45361, veröffentlicht am 08.05.2014. Buch-Nr.: 45361 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken