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Philipp Hauenstein / Lukas Hegi (Hrsg.)

Private Militär- und Sicherheitsfirmen und die Entstaatlichung der Gewalt im 21. Jahrhundert

Norderstedt: Books on Demand 2011; 136 S.; pb., 25,- €; ISBN 978-3-84-238280-0
Die Privatisierung von Sicherheit ist zu einem der zentralen sicherheitspolitischen Diskurse der Gegenwart geworden, unter anderem überschneiden sich hier völkerrechtliche, militär-strategische, ökonomische und grundsätzlich staatstheoretische Fragen. Der Band stellt Ergebnisse der studentischen Arbeitsgemeinschaft Sicherheitspolitik des Fachvereins für Politikwissenschaft an der Universität Zürich vor. Dabei schwanken die Beiträge in inhaltlicher Qualität erheblich. Sehr informativ ist der Beitrag von Philipp Hauenstein, der sich mit dem Outsourcing missionskritischer Elemente bei der Bundeswehr befasst. Am Beispiel des EUFOR-Einsatzes 2006 im Kongo schildert er, wie das Versagen eines spanischen Anbieters zu Mehrkosten und gesundheitsgefährdenden Zuständen für die Soldaten geführt hat. Der Autor führt anschließend anhand der Verteidigungspolitischen Richtlinien der Bundeswehr und des Weißbuchs von 2006 aus, dass „die Sicherstellung des operativen Minimums im Auslandseinsatz nicht einfach mittels eines privaten Anbieters ausgeführt werden darf“ (43). Die Bundeswehr müsse hingegen vor Ort eigene Kräfte haben, die das operative Minimum erfüllen. Am Beispiel der Strategic Airlift Interim Solution (SALIS) zeigt Hauenstein ebenfalls auf, wie Outsourcing Mehrkosten verursacht und den Einsatz gefährden kann. Die eingesetzten privaten Piloten würden beispielsweise keine „heißen Landezonen“ (49) anfliegen und erneut gebe es für die strategische Verlegefähigkeit kein operatives Minimum. Samuel Lanz widmet sich in einem seiner Beiträge allgemein den Vor- und Nachteilen der Privatisierung von Gewalt. Die Vorteile der Privatisierung verortet der Autor vor allem in knappen Budgets und der Einsatzflexibilität. Die Probleme sieht er in mangelnder Kontrolle und einer „Verschlechterung der Transparenz“ (84). Lanz spricht eine mögliche „Unterminierung des Staates“ (82) an und thematisiert damit die grundsätzliche Frage nach einem Outsourcing des Gewaltmonopols. Hierzu ließen sich viele vertiefende Fragen aufwerfen, die leider nicht weiter verfolgt werden. Zum Schluss fordert der Autor bessere Kontrollmöglichkeiten für private Anbieter.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 4.2 | 2.324 | 2.67 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Philipp Hauenstein / Lukas Hegi (Hrsg.): Private Militär- und Sicherheitsfirmen und die Entstaatlichung der Gewalt im 21. Jahrhundert Norderstedt: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34991-private-militaer--und-sicherheitsfirmen-und-die-entstaatlichung-der-gewalt-im-21-jahrhundert_42092, veröffentlicht am 05.07.2012. Buch-Nr.: 42092 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken