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Jürgen Wilke

Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Weltkrieg – Drittes Reich – DDR

Köln/Weimar/Wien: Böhlau Verlag 2007 (Medien in Geschichte und Gegenwart 24); VII, 348 S.; brosch., 42,90 €; ISBN 978-3-412-10506-8
Wilke, Professor für Publizistik in Mainz, widmet sich den Presseanweisungen, die in drei Phasen der deutschen Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts und im Kontext dreier unterschiedlicher politischer Systeme eingesetzt wurden, „um die Bevölkerung in gezielter Absicht zu unterrichten und sie damit in die von der jeweiligen Regierung gewünschte Richtung zu lenken“ (1). Zum ersten Mal war dies im Ersten Weltkrieg der Fall, die Initiative ging von den Militärs aus. Das Forum dafür waren Pressebesprechungen in Berlin. Nach der „Machtergreifung“ 1933 nutzten die Nationalsozialisten das gleiche Mittel. Auf Pressekonferenzen im Propagandaministerium wurden die Journalisten mit einer wachsenden Zahl solcher Anweisungen angeleitet. Und nach 1945 praktizierte man diese Form der Presselenkung mittels verschiedener Instrumente auch in der DDR. Der Autor rekonstruiert das Umfeld, in dem die Presseanweisungen erteilt wurden und fragt nach den Rahmenbedingungen und Umständen, unter denen man die Presse mit direkten Anweisungen zu lenken versuchte. Neben der Organisation der Presseanweisungen werden diese auch selbst untersucht, indem sie einer quantitativen Inhaltsanalyse unterzogen werden. Wilke begreift Presseanweisungen als „Sprechakte“. Die in der kommunikationstheoretischen Forschung hierzu entwickelten Typen von Sprechakten legt er seiner Inhaltsanalyse als Kategorien zugrunde. Er betrachtet die Presseanweisungen auch unter systemtheoretischen Aspekten und sieht in ihnen „Lösungen für das Bemühen um eine herrschaftskonforme Lenkung der gesellschaftlichen Information und Meinungsbildung“. Es lasse sich gar von einem „‚System’ der Presseanweisungen“ (5) sprechen, die als ein Mittel fungierten, um die Dominanz des politischen Systems über das Mediensystem zu gewährleisten. Statt der Unabhängigkeit der Medien vom politischen System sei die Instrumentalisierung angesagt gewesen. Die Studie bietet also nicht nur einen Vergleich der verschiedenen Presseanweisungen, sondern auch zwischen drei Phasen der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts.
Sabine Steppat (STE)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.31 | 2.311 | 2.312 | 2.314 Empfohlene Zitierweise: Sabine Steppat, Rezension zu: Jürgen Wilke: Presseanweisungen im zwanzigsten Jahrhundert. Erster Weltkrieg – Drittes Reich – DDR Köln/Weimar/Wien: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27364-presseanweisungen-im-zwanzigsten-jahrhundert-erster-weltkrieg--drittes-reich--ddr_32040, veröffentlicht am 01.04.2008. Buch-Nr.: 32040 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken