Die ungleiche Besitz- und Lohnverteilung in Lateinamerika konnte ungeachtet verschiedener Reformen über die vergangenen Jahrzehnte hinweg nicht verbessert werden. Sie hat sich sogar noch verstärkt und wird zusehends für die geringen Erfolge der Armutsbekämpfung auf dem lateinamerikanischen Kontinent verantwortlich gemacht. Der Sammelband ist im Rahmen einer Konferenz zum Thema „Poverty, Inequality and Policy in Latin America“ entstanden, die im Jahr 2005 im Ibero-America Institute for Economic Research in Göttingen veranstaltet wurde. Mit einer Fülle an empirischem Datenmaterial zu Wirtschaftswachstum, Einkommensverteilung, Beschäftigungsquoten, Handelsbilanzen sowie sozialem Kapital versuchen die Autoren „the linkage between growth, inequality and poverty“ (10) zu ergründen, um somit Hinweise und Vorschläge zur Verbesserung von Armutsbekämpfungsstrategien zu liefern. Im ersten Teil geht es um den Zusammenhang von Wachstum und Ungleichheit auf der regionalen, nationalen sowie subnationalen Ebene mit den Fallbeispielen Brasilien, Kolumbien und Argentinien, wobei u.a. nach den Gründen für die anhaltende Armut gefragt wird. Im zweiten Teil konzentrieren sich die Autoren primär auf den Armutsbegriff selbst sowie auf bestehende Armutsbeseitigungspolitiken. Neben dem Versuch, eine nicht-monetäre Dimension von Armut zu erfassen, die alle Faktoren einschließt, die das subjektive Wohlbefinden beeinflussen, wird nach den natürlichen, finanziellen, sozialen und lokalen Bedingungen der Armutsbekämpfung gefragt. Die letzten beiden Beiträge behandeln schließlich die Themen Handel und Migration. Welche Faktoren begünstigen Migrationsbewegungen und welche verhindern sie? Welche Auswirkungen haben insbesondere die regionalen Handelsabkommen in Lateinamerika auf Einkommen, Ungleichheit und Produktionskonzentration? Die Beiträge dieses Bandes sind interessant für diejenigen, die sich intensiver mit der Armuts- und Entwicklungsproblematik in Lateinamerika beschäftigen möchten. Allerdings erleichtern erste Kenntnisse qualitativer und quantitativer Methodik die Lektüre.