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Günther Lengauer

Postmoderne Nachrichtenlogik. Redaktionelle Politikvermittlung in medienzentrierten Demokratien

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007; 351 S.; brosch., 44,90 €; ISBN 978-3-531-15224-0
Der Autor untersucht die These von der – meist als „Amerikanisierung“ beschriebenen – postmodernen Nachrichtenlogik an drei Fallbeispielen: Der Berichterstattung zum österreichischen Nationalratswahlkampf 1999, den deutschen Bundestagswahlen 1998 sowie den Präsidentschaftswahlen in den USA im Jahr 2000. Seine These: Die aus den multimedialen Selektionskriterien resultierende Nachrichtenlogik werde von den politischen Akteuren zunehmend verinnerlicht und ist mit entsprechenden Verhaltensänderungen verbunden. Die Journalisten würden einerseits gegenüber anderen öffentlichen Kommunikatoren an Macht gewinnen, andererseits in verstärktem Maße vom Informationsmanagement anderer Akteure abhängig sein. Insgesamt wertete Lengauer 5.509 Nachrichtenbeiträge von Printmedien (für Deutschland: BILD, Süddeutsche Zeitung und FAZ sowie Spiegel und Focus) und Fernsehen (für Deutschland: Tagesschau und RTL-aktuell) aus den jeweils letzten sechs Wochen vor den Wahlen aus. Der Autor sucht nicht nur nach Unterschieden zwischen den Ländern, sondern versucht auch herauszufinden, ob für eventuelle Divergenzen die jeweiligen politischen Kulturen ausschlaggebend sind. Dies ist nicht der Fall. Lengauer diagnostiziert eine hohe Homogenität in der Art der Berichterstattung – was wenig verwundert, da sich Journalisten in aller Welt bei Selektion und Gestaltung von Informationen am Leser-/Zuschauerinteresse orientieren. Überraschend wäre es gewesen, wenn amerikanische und europäische Medienrezipienten gänzlich andere Inhalte interessant gefunden hätten. Starke Konvergenzen sieht Lengauer daher in der Personalisierung der Nachrichten, einer generellen Entpolitisierung und Entideologisierung. Obwohl die Mehrheit der von ihm untersuchten Beiträge in Deutschland und Österreich überwiegend positiv bewertet werden, spricht Lengauer von einem starken Negativismus. Als einzige Differenz zu Österreich macht er im Falle der deutschen Medien einen etwas stärkeren Sachbezug der Berichterstattung aus.
Dirk Burmester (DB)
Dr., Politikwissenschaftler, wiss. Angestellter der Freien und Hansestadt Hamburg.
Rubrizierung: 2.22 | 2.333 | 2.64 | 2.4 Empfohlene Zitierweise: Dirk Burmester, Rezension zu: Günther Lengauer: Postmoderne Nachrichtenlogik. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/14757-postmoderne-nachrichtenlogik_31622, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31622 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken