Polizei, Gewalt und Staat im 20. Jahrhundert
Der in dem Sammelband aufgemachte Zusammenhang von Polizei, Gewalt(monopol) und Staat(lichkeit) ist evident, gleichwohl wird er in der politik- und staatswissenschaftlichen Forschung mit Blick auf seine reale Bedeutung geradezu sträflich vernachlässigt – so verzichten beispielsweise die meisten Arbeiten zur Geschichte des Staates oder zur Staatstheorie auf alles, was über eine proklamatorische Nennung der Polizei als Institution hinausgeht. In diesem Band geht es nun um das Verhältnis von Polizei, Gewalt und Staat im Spannungsfeld von institutioneller Struktur und sozialen Praktiken der polizeilichen Akteure – und ihrer Gegner. Dabei wird über die Praxis des staatlichen Gewaltmonopols diskutiert, die Gewaltfrage mit der Polizei als Subjekt und Objekt von Gewalt erörtert (mit einem besonders spannenden Beitrag über die Praxis der Deeskalation im Streifendienst aus geschlechterspezifischer Perspektive) und das Verhältnis von gewalttätiger Polizei und gewalttätiger Gesellschaft bestimmt. Aufschlussreich ist dabei die zunehmend in der polizeiwissenschaftlichen Forschung zu vernehmende (selbst)kritische Sichtweise, die wiederum Anlass für die Politikwissenschaft sein sollte, Polizeiforschung (wieder) intensiver in die eigenen Forschungsperspektiven zu integrieren.