Politisches Marketing: Relevanz des Marketingkonzeptes für politische Parteien als Managementstrategie für Wahlkämpfe. Eine vergleichende Fallanalyse am Beispiel der Landtagswahl 2005 in NRW
Überarbeitete politikwiss. Diplomarbeit Duisburg-Essen; Gutachter: R. Schmitt-Beck. – Die Diskussion um politisches Marketing konzentriert sich zumeist auf das Phänomen des Wahlkampfes. Diesem Forschungsmainstream folgt auch die Autorin. Zudem befassen sich die meisten Studien mit nationalen Wahlkampagnen und sind auf verallgemeinernde Zuschreibungen, wie die von der „Amerikanisierung”, angelegt. Von diesem Ansatz setzt sich Diermann ab, indem sie sich zum einen mit dem Landtagswahlkampf 1995 in Nordrhein-Westfalen befasst und zum anderen empirisch, differenzierend arbeitet. Die in der Diskussion häufig gestellte Frage, ob es überhaupt einen politischen Markt gäbe, der nach der Logik des Marketings zu bearbeiten sei, lässt sie links liegen und fragt stattdessen, „inwieweit die Annahme, Parteien könnten sich an Marketingprämissen orientieren, tatsächlich zutrifft und im konkreten Fall auch nachgewiesen werden kann” (8). Dazu untersucht sie die Parteikampagnen hinsichtlich sechs Dimensionen: Kommunikationspolitik, Produktpolitik bezüglich Themen, Produktpolitik bezüglich Kandidaten, Distributionspolitik, Segmentierung und Targeting sowie die Bedeutung von Marketingprämissen. Ihr empirisches Material erhält sie durch Leitfadeninterviews mit den Generalsekretären der Parteien. Diermann kommt zu dem Ergebnis, dass die CDU sich am Marketingkonzept orientiert, bei FDP und SPD eine solche Orientierung nur in Teilen und bei den Grünen nicht vorliegt. Die Arbeit überzeugt durch einen eigenständigen, erkenntnisträchtigen Ansatz, eine stringente Argumentation und eine transparente Offenlegung des methodischen Vorgehens, wozu auch der Abdruck der Interviews im Anhang gehört.