Die transnationale Zusammenarbeit in Grenzregionen der Europäischen Union hat sprunghaft zugenommen, gegenwärtig gibt es in Europa mehr als 100 Kooperationen. Diese neuen Formen politischen Handelns wurden in einem vom Institut für Politische Wissenschaft der RWTH Aachen durchgeführten Projekt „Grenzüberschreitende Zusammenarbeit“ eingehend untersucht, dessen Ergebnisse in diesem Band dokumentiert werden. Die Autoren bieten einen Überblick über die Formen und Strukturen der Zusammenarbeit und analysieren diese im Hinblick auf „ihre mögliche politisch-expressive Funktion“ (9). Sie gehen von der Annahme aus, dass sich in der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit ein verändertes Verständnis von Politik niederschlägt und neues demokratisches Potenzial freigesetzt wird. Forschungsleitende Fragen waren die nach dem Rollenverständnis der Akteure und nach einer verstärkten Bürgerbeteiligung in den Euroregionen. Die „Merkmale der Politikgestaltung“ (11) bei der regionalen Kooperation werden anhand von vier Fallbeispielen detailliert untersucht. Dabei kommen die Autoren zu eher ernüchternden Einsichten: Solidarisches Handeln und partizipatorisches Engagement sind im Rahmen der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit nur schwach ausgeprägt. Die „pragmatischen Antriebe zum transnationalen Handeln überwiegen“ (10), konkrete wirtschaftliche Aspekte stehen meist im Vordergrund. „Ein großer Teil der politischen Legitimation von grenzüberschreitender Zusammenarbeit speist sich aus ihrem praktischen Nutzen.“ (10) Ferner zeigt sich in den Fallstudien, dass sich ein „Kern an Akteuren“ herausgebildet hat, die größere Kompetenzen erworben haben. Zu konstatieren ist eine Kluft zwischen diesen Fachleuten und der Bevölkerung, ein „grenzüberschreitender Regionalismus als eine Bewegung von unten“ (12), getragen von einem gemeinsamen Regionalbewusstsein, war nicht zu erkennen.