
Politische Ursprungsphantasien. Der Leviathan und sein Erbe
In einer Zeit, in der das Band zwischen Politikwissenschaft und Psychoanalyse nur noch wie ein seidener Faden wirkt, wagt Philip Manow eine fulminante Analyse, die es plötzlich wie ein festes Tau erscheinen lässt: sein Buch über den Leviathan und sein Erbe ist ein Meisterwerk, das zeigt, welch intellektueller Tiefgang in der Politischen Theorie nach wie vor möglich ist. Manow liest Hobbes, textlich wie ikonografisch, durch die Brille von Freud und deutet Freud zugleich, mit Blick auf dessen metapsychoanalytische Arbeiten, im Kontext von Hobbes. Die von beiden entwickelten Ursprungsphantasien interpretiert er dabei nicht nur als Rezeptionsgeschichte, sondern auch als Referenz auf eine der entstehenden und der in die Krise geratenen Demokratie gleichsam inhärenten Mythologie. Die Ursprungsphantasien dienten nicht nur zur Etablierung des Staates, sondern gerade zur Durchsetzung der Demokratie (bei Hobbes), wie sie zugleich (bei Freud) zur drohenden Warnung vor ihrem Untergang werden. Die Leichtigkeit, mit der Manow seine brillante Skizze entfaltet, macht dabei den Band zu einem wirklichen Lesevergnügen.