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Emanuel Hansen

Politische Partizipation in Europa. Erklärungsfaktoren und ihr Zusammenwirken

Marburg: Tectum Verlag 2009 (Politik begreifen 10); 107 S.; pb., 24,90 €; ISBN 978-3-8288-9842-4
Politikwiss. Magisterarbeit Mainz; Gutachterin: E. Roller. – Dem in der Partizipationsforschung Mitte der 90er-Jahre von Verba, Schlozman und Brady entwickelten „Civic Voluntarism Model“ (CVM) zufolge sind drei Gruppen von Erklärungsfaktoren für die politische Partizipation maßgeblich: Erstens die individuelle Ausstattung mit Ressourcen wie Geld, Zeit, Bildung; zweitens die sogenannte politische Involvierung, die auf einen grundsätzlichen Beteiligungswillen abhebt und generelle Einstellungen wie politisches Interesse und politische Kompetenz umfasst; drittens die Zugehörigkeit zu gesellschaftlichen Netzwerken. Dabei gehen die Autoren davon aus, dass jede der drei Determinanten unabhängig vom Niveau der jeweils anderen Faktoren ist. Theoretisch mögliche Wechselwirkungen zwischen den Einflussgrößen werden somit ausblendet. Hier setzt die vorliegende Arbeit an: Hansen fragt, ob das CVM „aufgrund seiner sparsamen technischen Spezifikation“ (5) geeignet ist, individuelles Partizipationsverhalten angemessen zu erklären. Der Autor entwickelt ein Konkurrenzmodell, das theoretisch plausible Interaktionen zwischen der politischen Involvierung einerseits und den individuellen Ressourcen und der Einbindung in gesellschaftliche Netzwerke andererseits berücksichtigt. Dieses erweiterte Partizipationsmodell mit seinen vermuteten Wechselwirkungen wird anschließend in empirischen Analysen in Deutschland (differenziert nach Ost- und Westdeutschland), Frankreich, Polen, Schweden und Spanien für nicht-elektorale Partizipationsformen überprüft. Unter anderem kommt Hansen dabei zu dem Ergebnis, dass bei einem niedrigen Grad an Beteiligungswillen von den beiden übrigen Determinanten (Ressourcen und gesellschaftliche Einbindung) „kein signifikanter Einfluss auf das individuelle Partizipationsverhalten ausgeht – was gegenüber allen bisherigen Befunden der empirischen Partizipationsforschung eine neue Erkenntnis darstellt“ (92). Die Arbeit wurde mit dem Tectum-Förderpreis 2008 für die beste Magisterarbeit des Jahres am Institut für Politikwissenschaft der Universität Mainz ausgezeichnet.
Anke Rösener (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.22 | 5.45 | 2.61 | 2.331 Empfohlene Zitierweise: Anke Rösener, Rezension zu: Emanuel Hansen: Politische Partizipation in Europa. Marburg: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/30879-politische-partizipation-in-europa_36697, veröffentlicht am 30.09.2009. Buch-Nr.: 36697 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken