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Rainer Dormels

Politische Kultur und Ministerrekrutierung in Südkorea

Wien: Lit 2006 (Politik & Kultur 7); 635 S.; brosch., 49,90 €; ISBN 978-3-8258-9459-7
Habilitationsschrift Bochum. – Aus den persönlichen Daten (Alter, Geschlecht, Geburtsprovinz) der Minister, die zwischen 1948 und 1998 amtierten, zieht Dormels Rückschlüsse auf die politische Kultur Südkoreas. Im Mittelpunkt stehen der regionale Antagonismus und der Demokratisierungsprozess. Erklärungen über das konkrete Entscheidungsverhalten Einzelner sind nicht angestrebt. Zu den Ergebnissen der Analyse zählt, dass unter den Pfaden in ein Ministeramt der Weg über eine exekutive Erfahrung am wichtigsten war und ist, ein nicht unproblematischer Umstand: „Aufgrund der traditionellen Machtfülle des Beamtenapparates ist ihre für die Demokratisierung Südkoreas wünschenswerte Reduzierung wesentlich schwieriger und langwieriger als die Entfernung der Militärs von den Hebeln der Macht.“ (407) Grundsätzlich seien die Minister wesentlich an der Planung politischer Maßnahmen beteiligt, weshalb Kabinettsumbildungen Teil der politischen Wandlungsprozesse seien, schreibt Dormels. Die Führung der Ressorts Justiz, Verteidigung und Erziehung wird meist von Experten übernommen, wichtige Ämter wie die für Wirtschaftsplanung und Wiedervereinigung meist von erfahrenden Politikern, die zuvor ein anderes Ministerium leiteten. Auffällig ist, dass viele der Fachminister im Ausland studiert haben, die Innen- und Justizminister eher selten. „Das wirft ein Licht auf die Haltung der südkoreanischen Elite zum Ausland“, schreibt Dormels. „Zwar requiriert man technisches Know-how von außerhalb, bei der Bewältigung innenpolitischer Probleme legten die Präsidenten kaum Wert auf internationale Erfahrung der verantwortlichen Minister.“ (403) Anhand der Ministerdaten lassen sich außerdem das Älterwerden der südkoreanischen Gesellschaft sowie Veränderungen im Bildungsverhalten nachweisen. Insgesamt ist es kein sicherer Job, in Südkorea Minister zu sein: Ihre extrem kurzen durchschnittlichen Amtszeiten werden nur noch von denen in wenigen lateinamerikanischen Staaten unterboten.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.68 | 2.22 | 2.23 | 2.24 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Rainer Dormels: Politische Kultur und Ministerrekrutierung in Südkorea Wien: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/27177-politische-kultur-und-ministerrekrutierung-in-suedkorea_31752, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 31752 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken