Politikwiss. Diplomarbeit FU Berlin. - Das Anliegen des Autors ist es, den Zusammenhang von politischer Kultur und politischer Bildung herzustellen, wobei ein Wandel der politischen Kultur für ihn notwendig auch ein verändertes Verständnis der Inhalte und Formen politischer Bildung erfordert. Von Rüden diagnostiziert für die politische Kultur in Deutschland eine Erosion gesellschaftlicher Leitbilder, die sich vor allem in der Auflösung des Leitbildes der gesicherten Erwerbsbiografie manifestiert. Ursachenforschung betreibt von Rüden in zwei Richtungen. Zum einen versucht er, in einer leider häufig zu Pauschalisierungen neigenden Darstellung, die Funktionsuntüchtigkeit des Leitbildes aufgrund der Prozesse der Globalisierung der Wirtschaft aufzuzeigen. Zum anderen erblickt von Rüden in der Schule die zentrale Instanz zur Veränderung und zur Einübung neuer gesellschaftlicher Leitbilder. Dass Reflexion über gelebte politische Kultur in Deutschland notwendig ist, soll durch die beständige Bezugnahme auf das Phänomen des Rechtsextremismus und das Herausstellen der Arbeitslosigkeit als einer seiner wichtigsten Ursachen betont werden. Die Ergebnisse und Folgerungen der Arbeit nehmen sich alles in allem recht mager aus, da sich der Leser nur schwer des Eindrucks erwehren kann, hier mit „alten Hüten" abgespeist zu werden: Dem Problem der anhaltenden Massenarbeitslosigkeit soll mit einer Grundsicherung begegnet werden. Die Durchsetzung einer demokratischen politischen Kultur, deren Leitbild für von Rüden die Demokratie als Lebensform ist, kann durch eine Orientierung am Schwedischen Schulsystem erreicht werden. Es gehe um die „Inszenierung von Schule als sozialer Lebensform" (92). Schließlich müsse ein Umdenken hinsichtlich der Güter gesellschaftlicher Anerkennung einsetzen, das eine einseitige Betonung der Erwerbsarbeit verhindert. Aus dem Inhalt: Die Auflösung des Leitbildes einer gesicherten Erwerbsbiographie durch herrschende wirtschaftliche Entwicklungen; Gefährdungen der politischen Kultur in Deutschland durch Tendenzen zur Restauration autoritaristischer gesellschaftlicher Leitbilder; Sicherung der „Anerkennung" und „Würde" von Bürgern bei Verlust ihrer Erwerbstätigkeit; Politische Kultur als Anspruch an politische Bildung.