
Politische Kultur im Wandel von Staatlichkeit
Die Autoren beleuchten das Phänomen der politischen Kultur aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Suchen die beiden Herausgeber im einleitenden Teil nach einer begrifflichen Schärfung des Untersuchungsgegenstandes und stellen dabei sechs verschiedene Konzeptionen von politischer Kultur vor, so plädieren Kocka und Schmidt in ihrer historischen Betrachtung der politischen Kultur in Deutschland dafür, dass in die zeitgeschichtliche Betrachtung unbedingt die Umfrageergebnisse vergangener Jahrzehnte integriert werden sollten. Die vielen unterschiedlichen Perspektiven auf die Thematik weisen ferner auf eine ganze Reihe von Anknüpfungspunkten zu anderen Bereichen der Sozialwissenschaften auf. So etwa im Beitrag von Neyer. Er konstatiert, dass die im Rahmen von externer Demokratieförderung häufig praktizierte Konditionalität oftmals zu einer rein formalen Demokratisierung führt und häufig gar eine Konsolidierung demokratischer Einstellungen verhindern kann. Ebenfalls hervorzuheben ist der Beitrag von Morlok. Die faktische Verlagerung von politischen Entscheidungen aus dem Parlament in spezielle Gremien sei „kein Kennzeichen der semi- oder außerparlamentarischen Entscheidungsfindung“ (273), schreibt er. Die massive Kritik an dieser Tendenz, vor allem seitens der politischen Publizistik, gründe auf dem Irrglauben, dass Abgeordnete sich im Parlament an den Themen abarbeiteten und sich gegenseitig zu überzeugen suchten. Die bereits erwähnte Blickwinkelvielfalt sowie die Liste namhafter Autoren bürgen für einen umfangreichen und hochwertigen Zugang zum Phänomen der politischen Kultur in Zeiten sich wandelnder Anforderungen an den Staat. Darüber hinaus verweisen die Beiträge auf noch zu erledigende Forschungsaufgaben und bieten durch ihre Verknüpfungen zu anderen Themenbereichen den Anreiz, sich diesen (erneut) zu nähern.