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Michael Schlieben

Politische Führung in der Opposition. Die CDU nach dem Machtverlust 1998. Mit einer parteihistorischen Einleitung von Franz Walter

Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften 2007 (Göttinger Studien zur Parteienforschung); 211 S.; brosch., 34,90 €; ISBN 978-3-531-15454-1
In seiner – nach Form und Inhalt oft journalistisch anmutenden – Studie über die Entwicklung der CDU nach 1998 widmet sich Schlieben hauptsächlich zwei Aspekten der Oppositionspartei: Zum einen untersucht er den innerparteilichen Wettbewerb zwischen den verschiedenen Machtzentren und Akteuren. In der politischen Auseinandersetzung der ersten Oppositionsjahre sieht er eine Dominanz der Unions-Ministerpräsidenten, während die Parteivorsitzende in einem untauglichen Führungsduo mit dem Fraktionsvorsitzenden Merz „kaum politisch wahrgenommen“ (190) wurde. Erst die Übernahme des Fraktionsvorsitzes nach der Bundestagswahl 2002 habe Angela Merkel zu einer starken Machtposition verholfen. In einem zweiten Schritt analysiert Schlieben die Oppositionsführung: Eine einheitliche Oppositionsstrategie habe die CDU nicht verfolgt, auch sei die Erfolgsbilanz ihrer Oppositionsarbeit uneindeutig. Die im Buchtitel hervorgehobene Politische Führung wird dagegen weniger ausführlich und gemeinsam mit der programmatischen Entwicklung der Partei abgehandelt. Schlieben sind die Oberflächlichkeit und die Schwächen einer aktualitätsbezogenen Studie durchaus bewusst, wenn er das Fazit mit seiner „Verzweiflung“ über die Neuwahl 2005 eröffnet, seine „Flexibilität“ (189) gegenüber den Quellen hervorhebt und die Notwendigkeit der ständigen Neubewertung seiner Analysen andeutet. Flexibilität gegenüber den Quellen wird indes auch vom Leser erwartet, denn bei Literaturangaben und -verzeichnis hätte man sich durchaus mehr Sorgfalt wünschen können. Dies bezieht sich nicht nur auf zahlreiche und zum Teil kuriose Fehler sowie unvollständige Angaben; es stellt sich auch die Frage, warum Schlieben ins Quellenverzeichnis nicht alle verwendeten, sondern nur „[a]usgewählte Artikel“ (204) übernimmt. Nachdrücklich bereichert wird das Buch jedoch durch das einleitende Essay von Franz Walter, der in spannender Form die Strukturen, Traditionen sowie das Selbstverständnis der CDU und ihrer Wähler – verknüpft mit der Entwicklung der Bundesrepublik – nachzeichnet.
Matthias Belafi (BEL)
M. A., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.331 | 2.315 Empfohlene Zitierweise: Matthias Belafi, Rezension zu: Michael Schlieben: Politische Führung in der Opposition. Wiesbaden: 2007, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/21850-politische-fuehrung-in-der-opposition_32494, veröffentlicht am 16.08.2007. Buch-Nr.: 32494 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken