Soziale Arbeit bewegt sich in einem vielfältigen und hochgradig politisch gestalteten Umfeld und kann ihrerseits als „angewandte Sozialpolitik“ (46) nicht unpolitisch sein: Sie vertritt Interessen und betreibt Lobbyarbeit, sie bietet Politikberatung und Aufklärung, sie befähigt Menschen zur gesellschaftlichen Teilhabe und trägt zur politischen Bildung bei, skizzieren die Autoren einleitend und halten fest: „Als Profession muss ihr Handeln systematisch geplant, wissenschaftlich basiert und ethisch orientiert sein.“ Hierfür ist politisches Wissen erforderlich. Daher müsse die „Wissenschaft sozialer Arbeit […] die Fähigkeit zur [empirischen, normativen wie kritisch‑reflexiven) Politikanalyse ausbilden, in der Lehre vermitteln und der Praxis zur Verfügung stellen“ (49). Mit diesem Lehrbuch wollen Benjamin Benz und Günter Rieger politikwissenschaftliche Forschungsperspektiven und Soziale Arbeit zusammenbringen und „an den Interessen von Studierenden, PraktikerInnen und WissenschaftlerInnen anknüpfend operationale Fähigkeiten entwickeln zu helfen, Politik‑ und Interessenlagen analysieren und beeinflussen zu können“ (63 f.). Aus einer solchen handlungs‑ und anwendungsorientierten Perspektive geben sie einen kompakten Überblick über politikwissenschaftliche Theorien und Methoden und widmen sich dann der konkreten Politikanalyse. Hierzu führen sie in die drei Teilschritte Problem‑, Institutionen‑ und Prozessanalyse ein. Allgemein verständlich und anschaulich vermitteln sie dabei unter anderem, wie politische Sachfragen mit den Kompetenzordnungen der politischen Ebenen verknüpft sind, erläutern den Policy Cycle oder den Multiple‑Stream‑Ansatz zur Analyse politischer Prozesse und zeigen eine „breite Palette von strategischen Ansatzpunkten für politisches Handeln“ (167) auf. Abschließend legen sie dar, wie die Mikropolitikanalyse für das Feld der Sozialen Arbeit nutzbar gemacht werden kann. In dieser verbindenden und anwendungsbezogenen Perspektive liegt der besondere Wert dieses Buches, das zum einen zur Professionalisierung der Sozialen Arbeit beiträgt, zugleich aber auch die Politikwissenschaft für bisher von ihr eher randständig betrachtete soziale, mikropolitische Problemstellungen sensibilisiert.