Welche Auswirkungen hatte die Religionspolitik der Bolschewiken auf die einzelnen Glaubensgemeinschaften? So die Grundfrage des Sammelbandes. Exemplarisch wird an den wichtigen Religionsgemeinschaften, mit Ausnahme der Buddhisten, das Vorgehen des frühen sowjetischen Staates bis ins Jahr 1941 in qualitativ recht unterschiedlichen Aufsätzen nachgezeichnet. Grundsätzlich wurden in den damals mit religiösen Fragen beschäftigten Organen zwei taktische Varianten der Religionspolitik diskutiert. Lenin ging noch von der Annahme aus, dass durch die Veränderung der sozioökonomischen Verhältnisse die Religion transformiert oder absterben würde. Stalin hingegen vertrat und betrieb die aktive Bekämpfung der Religion, zuletzt mit brutalsten Mitteln. In den ersten Jahren nach ihrer Machtergreifung schlugen die Bolschewiken noch einen opportunistischen Weg gegenüber den Religionsgemeinschaften ein, um keine großen Unruhen zu provozieren. Ab Ende der Zwanzigerjahre verstärkte sich im Gleichschritt mit der Kollektivierung der Landwirtschaft die Verfolgung aller Glaubensgemeinschaften zunehmend. Inhalt: Wolfgang Heller: Die Russisch Orthodoxe Kirche 1917-1941 (13-46); Peter Hauptmann: Die russischen Altgläubigen unter der sowjetischen Religionsbedrückung 1917-1941 (47-63); Ilma Reißner: Die Georgische Orthodoxe Kirche in den Jahren 1917 bis 1941: Von der Oktoberrevolution bis zum Zweiten Weltkrieg (65-85); Hacik Rafi Gazer: Die Armenische Apostolische Kirche in Sowjetarmenien in den Jahren 1917-1941 (87-107); Christoph Gassenschmidt: Die Evangelisch-Lutherische Kirche in der Sowjetunion 1917-1941 (109-138); Ralph Tuchtenhagen: Zwischen sozialer Utopie und Verfolgung. Protestantische Freikirchen in der Sowjetunion 1917-1941 (139-165); Heinz-Dietrich Löwe / Frank Grüner: Die Juden und die jüdische Religion im bolschewistischen Russland 1917-1941 (167-205); Frank Nesemann: Der Sowjetstaat und der Islam 1917-1941 (207-235); Marjorie Mandelstam Balzer: Shamanic Communities of the Soviet North (237-255).