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Ruth Wodak

Politik mit der Angst. Zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse

Wien/Hamburg: Edition Konturen 2016; 254 S.; 24,- €; ISBN 978-3-902968-10-4
In Österreich scheitert der FPÖ‑Kandidat Norbert Hofer nur äußerst knapp bei der Bundespräsidentenwahl; in Großbritannien verzeichnet die UKIP mit ihrer erfolgreichen EU‑Austrittskampagne (Brexit) einen ihrer größten politischen Erfolge; in Frankreich feiert der Front National bei der ersten Runde der Regionalwahlen einen historischen Sieg. Zweifellos ist der Rechtspopulismus nicht mehr nur ein Randphänomen. Europaweit ist ein Erstarken rechtspopulistischer Parteien und xenophober, antielitärer, nationalkonservativer, rassistischer und islamophober Denkmuster zu beobachten. Mit geschickten „Strategien von Provokationen, kalkulierter Ambivalenz und Leugnung“ (34) gelingt es den rechten Populisten immer wieder, öffentliche Debatten in ihrem Sinne zu beeinflussen, wenn nicht sogar maßgeblich zu lenken. Die österreichische Linguistin Ruth Wodak, Distinguished Professor for Discourse Studies an der University of Lancaster und ehemalige Professorin für Angewandte Sprachwissenschaften an der Universität Wien, untersucht die wesentlichen „Merkmale rechtspopulistischer Rhetorik“ (82) sowie die Gefahren, die hiervon für die europäischen Demokratien und die Zukunft Europas ausgehen. Anhand von insgesamt 14 Textbeispielen legt Wodak die wichtigsten rechtspopulistischen Diskurselemente dar und versucht zugleich deren Erfolgsfaktoren näher zu beleuchten. In nicht wenigen Fällen, so zeigt die Autorin, gelingt es rechtspopulistischen Parteien, durch gezielte Tabubrüche und Provokationen Medienvertreter wie auch Politiker sprichwörtlich vor sich her zu treiben und so ein „rechtspopulistische[s] Perpetuum mobile“ (38) zu erzeugen, das sich in seinem Grundmuster stets wiederholt. Durch diese diskursive und rhetorische Strategie der Rechtspopulisten werden „[t]raditionelle rassistische und antisemitische Stereotype“ (203) wieder salonfähig gemacht, konstatiert Wodak. Die Folgen sind eine Normalisierung rechtspopulistischer und vor allem rechtsextremer Positionen sowie die verstärkte Hinwendung zu Parteien, die vorwiegend Ängste und Vorurteile schüren. Ruth Wodak ist ein durchaus facettenreiches Werk zur Wirkung rechtspopulistischer Diskurse gelungen. Kritisch anzumerken ist lediglich die starke Fokussierung auf Fallbeispiele aus Österreich und Großbritannien bei gleichzeitiger Ausblendung der äußerst interessanten Debatten in Frankreich und Deutschland.
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Rubrizierung: 2.222.252.42.52.612.64 Empfohlene Zitierweise: Björn Allmendinger, Rezension zu: Ruth Wodak: Politik mit der Angst. Wien/Hamburg: 2016, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/40077-politik-mit-der-angst_48430, veröffentlicht am 22.09.2016. Buch-Nr.: 48430 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken