Skip to main content
Martin Morlok / Thomas Poguntke / Jens Walther (Hrsg.)

Politik an den Parteien vorbei. Freie Wähler und Kommunale Wählergemeinschaften als Alternative

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2012 (Schriften zum Parteienrecht und zur Parteienforschung 42); 295 S.; brosch., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7052-9
Es ist keineswegs einfach, sich mit den Kommunalen Wählergemeinschaften wissenschaftlich auseinanderzusetzen. Die kommunale Ebene gilt ohnehin ein wenig als der blinde Fleck der Politikwissenschaft. Selbst wenn sich Studien ihrer annehmen, spielen die Wählergemeinschaften kaum eine Rolle, obwohl sie in einigen Bundesländern stärkste kommunale Kraft sind, sie in fast allen Ländern Europas auftreten und zuletzt einen Bedeutungszuwachs erfahren haben. Umso beachtlicher ist es, dass anlässlich eines Symposions des Düsseldorfer Instituts für Deutsches und Internationales Parteienrecht und Parteienforschung eine ganze Reihe vielschichtiger Beiträge zustande gekommen ist. Die Autoren beschäftigen sich in den vier Themenblöcken des Sammelbands mit Entstehungs- und Erfolgsbedingungen kommunaler Wählergemeinschaften, untersuchen die Struktur und Programmatik, räsonieren über die Wahrnehmung und überregionalen Potenziale der Organisationen und lassen im letzten Kapitel auch die handelnden Akteure selbst zu Wort kommen. Ein Teil der empirischen Ergebnisse stützt sich auf ein Teilprojekt des von den Universitäten Jena und Halle getragenen Sonderforschungsbereichs 580. Als „Gegengewicht zu den etablierten Parteien“ (67) und als Reaktion auf die „Schwäche der politischen Parteien und Krise des Parteiensystems“ (91) gelingen diesen Vereinigungen Erfolge. Das erkennbare Potenzial bei überörtlichen Wahlen zu realisieren ist aber „keine Selbstverständlichkeit“ (193). Hervorzuheben sind die Beiträge von Ulrich Eith und Torben Lütjen, die sich mit dem Anspruch der Ideologiefreiheit kritisch auseinandersetzen und etwas andere Deutungsmuster in die Debatte bringen. Während Eith dabei eher handfest argumentiert und feststellt, dass die Freien Wähler in der überregionalen Politik „funktional bislang eher populistischen Protestparteien“ (154) gleichen, nimmt Lütjen sich genussvoll kritisch der Thematik an. Er verweist auf die philosophische Ideologiekritik und sinniert über den Zustand des politischen Systems, sodass er in den Freien Wählern eigentlich „nur ein weiteres Symptom dieser Krise politischer Repräsentation“ (170) sieht.
Stephan Klecha (SKL)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Institut für Demokratieforschung der Universität Göttingen.
Rubrizierung: 2.331 | 2.332 | 2.325 | 2.22 | 2.5 | 2.61 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Martin Morlok / Thomas Poguntke / Jens Walther (Hrsg.): Politik an den Parteien vorbei. Baden-Baden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34830-politik-an-den-parteien-vorbei_41872, veröffentlicht am 23.02.2012. Buch-Nr.: 41872 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken