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Robert von Friedeburg (Hrsg.)

Politics, Law, Society, History and Religion in the Politica (1590s-1650s) Interdisciplinary Perspectives on an Interdisciplinary Subject

Hildesheim/Zürich/New York: Georg Olms Verlag 2013 (Studien und Materialien zur Geschichte der Philosophie 88); 138 S.; 24,80 €; ISBN 978-3-487-15045-1
Im 16./17. Jahrhundert wurde die Politica als eigenes Genre der akademischen Reflexion, das im Wesentlichen auf der Auseinandersetzung mit Aristoteles fußte, begründet. Robert von Friedeburg stellt einleitend fest: „The focus in the politica remained civil prudence in explaining the origin, nature and proper handling of government among men in society.” (7 f.) Dabei stellt von Friedeburg die Entwicklung des Verständnisses über den Staat als res publica im Gegensatz zur mittelalterlichen gottgegebenen Ordnung in den Vordergrund. Diese Entwicklung sowie damit einhergehende Veränderungen in der Geschichtsschreibung, der Theologie oder der Philosophie durch die Auseinandersetzung mit aristotelischen Ideen beziehungsweise deren Rezeption unter anderem durch Melanchthon veranlassen den Herausgeber, einen interdisziplinären Ansatz zu wählen, um so auf die Komplexität und die vielfältigen Auswirkungen der Politica hinzuweisen. Jan Waszink stellt anhand von Justus Lipsius den entscheidenden Schritt zur Frage nach der Legitimität des Staates als Kategorie des politischen Denkens dar. Lipsius stelle die Politik über die Religion: „The political duties of a prince towards society do not allow him to refuse necessary but immoral measures for fear for his own salvation.“ (32) In dieser Epoche ist nach Wolfgang E. J. Weber zudem ein größeres Bewusstsein der Eliten hinsichtlich ihrer eigenen Stellung festzustellen. Die Auseinandersetzung über die Ordnung eines Gemeinwesens umfassten somit auch die Erhaltung und Stärkung der eigenen Machtposition. Im Anschluss befasst sich Luise Schorn‑Schütte mit der Frage nach dem Verhältnis von Religion und Politik während dieser Zeit. Hierzu wird die Politica Christiana als lutherisches Modell herangezogen, das diente teilweise als „political communication in the Old Reich“ (83). Zudem konstatiert die Autorin, dass die Politica Christiana über die Reichsgrenzen hinaus Einfluss besaß und nicht nur in lutherischer Prägung existierte. Jaap Nieuwstraten beschreibt in seinem Beitrag die Veränderung des Geschichtsverständnisses in den Niederlanden in jener Epoche: Die Vermittlung ethischer Werte wich einer auf Fakten und logischen Abfolgen konzentrierten Wissenschaft. Abschließend stellt von Friedeburg fest, dass die Abkehr der Vermittlung von Tugenden und konfessionellen Wahrheiten sowie die Konzentration auf logische/kausale Zusammenhänge dafür sorgten, dass politische und soziale Konflikte in den Vordergrund rückten.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.32 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Robert von Friedeburg (Hrsg.): Politics, Law, Society, History and Religion in the Politica (1590s-1650s) Hildesheim/Zürich/New York: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36684-politics-law-society-history-and-religion-in-the-politica-1590s-1650s_45209, veröffentlicht am 30.01.2014. Buch-Nr.: 45209 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken