Politics in Venezuela. Explaining Hugo Chávez
Hugo Chávez ist entgegen allen Voraussagen aus zehn voneinander unabhängigen Wahlen als Sieger hervorgegangen und hat dabei ein internationales politisches Profil entwickeln können. Der von den USA unterstützten Opposition ist es hingegen bisher nicht gelungen, sich über seine Absetzung hinaus auf gemeinsame politische Ziele zu einigen. Derham fragt nach den Ursachen von Chávez’ Popularität und seines Aufstiegs zum Präsidenten Venezuelas. Der Autor beschreibt Hugo Chávez als das Produkt seiner politischen Sozialisation im Venezuela der 60er-, 70er- und 80er-Jahre. „As president, Chávez has developed an idiosyncratic style based on direct contact with the electorate and an inclusionary approach tempered at least initially, with military symbolism“ (269). Als bestimmende Faktoren für Chávez’ Erfolg arbeitet Derham die wirtschaftlichen Rezessionen der 80er- und die daraus resultierenden politischen Unruhen der 90er-Jahre heraus, die in zwei Militärputschen, Volksaufständen, Repressionen der Regierung und dem Versuch zur Installation einer Militärregierung mündeten. Er kommt zu dem Ergebnis, dass die politische Klasse und mit ihr die Demokratie aus Sicht vieler Venezolaner in der Vergangenheit komplett versagt haben. Im Gegensatz zu dem unter der Diktatur Pinochets ökonomisch relativ erfolgreichen Chile, lebten in Venezuela viele Menschen am Rande des Existenzminimums. Chávez nutze die von der Mittelklasse getragenen demokratischen Strukturen zugunsten der verarmten Mehrheit des Landes. Derham führt Chávez’ anhaltenden politischen Erfolg deshalb auch auf seine Bemühungen zur Errichtung eines Wohlfahrtsstaates zurück. Darüber hinaus hätten die Venezolaner mit der Wahl eines Außenseiters zum Präsidenten die gesamte erfolglose politische Klasse des Landes abgestraft.