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Theodor Hanf / Karim El Mufti (Hrsg.)

Policies and Politics of Teaching Religion

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Studien zu Ethnizität, Religion und Demokratie 16); 157 S.; brosch., 39,- €; ISBN 978-3-8487-0940-3
Die Autor_innen dieses Sammelbandes nehmen das Verhältnis von Politik und Religion in den Blick und widmen sich dabei den folgenden Aspekten: Erstens fragen sie nach dem Rechtsrahmen, der die Grenzen und Möglichkeiten staatlichen Handelns bestimmt und entsprechend Einfluss auf religiöse Praktiken nehmen kann. Zweitens beleuchten sie die Institutionen, die in religiösem oder gesellschaftlichem Auftrag tätig und (mit)verantwortlich für beispielsweise die Einstellung von Lehrer_innen oder die Bestimmung der schulischen Curricula sind. Drittens beschäftigen sich einige Verfasser_innen intensiv mit den Curricula und den darin enthaltenen Wertekonzepten. Viertens prüfen sie, ob Daten zur Verfügung stehen, mit denen die Effektivität des Lehrens im Sinne einer Wertesozialisation untersucht werden könnte und fünftens wird diskutiert, ob religiöse Vorschriften die Quelle für politische Konflikte sind. Diesen Fragen wird anhand konkreter Fallbeispiele nachgegangen. So beleuchtet Rüdiger Blumör die vorrangig in Mad?ris stattfindende religiöse Bildung in Afghanistan und das Verhältnis dieser Schulen zur Gewalt. Nach einem kurzen Abriss über die Entwicklung und den Stellenwert von Mad?ris geht Blumör auf die jüngere Bildungspolitik ein. Hier zeigt er auf, dass die Schüler_innenzahlen während der Taliban‑Herrschaft zurückgingen, insbesondere Mädchenschulen geschlossen wurden und Personen, die sich den Taliban anschlossen, vorrangig in Mad?ris unterrichtet wurden. Diese Situation änderte sich mit dem Sturz der Taliban: Die Bildung wurde vom Bildungsministerium systematisch gefördert, ein spezielles Curriculum ausgearbeitet und mehr Schulen (darunter auch viele Mad?ris, die teilweise nicht vom Bildungsministerium akkreditiert wurden) eröffnet. Allerdings stoßen diese Veränderungen (zumindest teilweise) auf Widerstand. Gerade Mädchenschulen werden attackiert und auch das Curriculum wird nicht von allen öffentlichen und religiösen Schulen in Afghanistan anerkannt. Wie von Blumör angeführte Studien zeigen, sind viele Selbstmordattentäter in Mad?ris ausgebildet worden. Shreya Parikh widmet sich in ihrem Artikel dem Fallbeispiel Indien, das offiziell ein säkularer Staat ist, dessen gesellschaftliches Leben jedoch stark von den unterschiedlichen Religionen geprägt wird. Am Beispiel des Bildungscurriculums in der Provinz Gujarat zeigt sie, dass gerade (aber nicht nur) in ländlichen Gebieten die Bildung fast ausschließlich religiös gefärbt ist, die Lehrer_innen wenig oder gar nicht qualifiziert sind und so bekannte Stereotype und vorherrschende Missverständnisse über „die Anderen“ weitergegeben werden.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 2.232.612.632.68 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Theodor Hanf / Karim El Mufti (Hrsg.): Policies and Politics of Teaching Religion Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37721-policies-and-politics-of-teaching-religion_45593, veröffentlicht am 30.10.2014. Buch-Nr.: 45593 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken