
Polen
Der Intention der Reihe, knappe, anschauliche Einblicke in Politik, Gesellschaft und Kultur zu bieten, wird diese kompakte Einführung insbesondere durch die konzise Darlegung historischer Zusammenhänge und durch deren im Falle Polens gar nicht zu überschätzende Bedeutung für die Gegenwart gerecht. Dem allgemein interessierten Leser werden Begründungszusammenhänge für aktuelle politische Entwicklungen erläutert, gerade auch in bilateraler Perspektive. Während die Kapitel zum Zweiten Weltkrieg und zu den Vertreibungen ein plastisches Bild der polnischen Selbstwahrnehmung zeichnen und den „Opfermythos“ beleuchten, gelingt in den letzten beiden Kapiteln eine überaus gewinnbringende Innenperspektive des postkommunistischen Polen und dessen Wahrnehmung seiner Nachbarn und seiner Lage. Den Bogen von der Zwischenkriegszeit zum heutigen Polen in Europa schlägt der Autor gekonnt über die wichtigen bilateralen Schlagworte „Schlesien“, „Danzig“, „Preussen“ und „Die Kirche“. Auch wenn sich einige Erzählstränge wiederholen und das Buch keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, verkörpert es doch im besten Sinne die von den Reihenherausgebern geforderte „lebendige Anschauung“ des immer noch zu wenig beachteten großen Nachbarn Deutschlands im Nordosten.