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Douglas Moggach

Philosophie und Politik bei Bruno Bauer. Aus dem Englischen übersetzt von Brita Isabel Oeding

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Forschungen zum Junghegelianismus 17); XVI, 285 S.; brosch., 51,50 €; ISBN 978-3-631-56653-4
Wie viele seiner Zeitgenossen verfiel auch Bruno Bauer nach der Revolution von 1848/49 einer pessimistischen Stimmung, die ihn endgültig zu der Annahme führte, dass Europa verbraucht sei und die notwendige Erneuerung erst durch Russland provoziert werden würde. Bereits in den frühen 1840er-Jahren – für ihn eine Periode außergewöhnlicher Produktivität –, war ihm bewusst, dass der erwünschte Umsturz scheitern und dass dieses Scheitern dem herrschenden Partikularismus im Denken zugeschrieben werden könne. Seine Stoßrichtung war daher eine dreifache: Er wandte sich nicht nur gegen die Restaurationsordnung, sondern auch gegen den Liberalismus und den Sozialismus. In acht Kapiteln erschließt Moggach unter anderem Bauers Freiheitsliebe und Idealismus, sein Staats- und Religionsverständnis, seinen Glauben an die Emanzipation des Volkes und schließlich die revolutionäre Dynamik im Vormärz, die seinen politischen Standpunkt maßgeblich beeinflusste. Und der erweist sich als ausgesprochen komplex, denn Bauer kritisierte zwar den Liberalismus, verteidigte aber zugleich Wettbewerb als Voraussetzung jedweden Fortschritts; er wandte sich gegen den Sozialismus, wollte aber zugleich erkannt haben, dass die wahre Natur politischer Fragen die soziale sei; er verurteilte den Kleinmut der Deutschen, war aber davon überzeugt, dass sie aufgrund der überlegenen Daseinsstufe ihrer Philosophie die alte Ordnung vollständiger beseitigen würden als die Franzosen 1789. Als Klammer all dieser und weiterer Widersprüche identifiziert der Autor einen Republikanismus, dem das Postulat der positiven Freiheit zugrunde lag und der, eigenen Prinzipien folgend, nicht mit kleinlicher „Klientelpolitik” vereinbar war. Ohne die schützende Distanz zu verlieren, gelingt es Moggach, Bauer auf Schritt und Tritt zu folgen und dessen Denken zu rekonstruieren. Und wenngleich sich dem an Bruno Bauer interessierten Leser dieses Werk ohne fundierte Hegel-Kenntnisse nur sehr schwer erschließen wird, sind es doch vor allem die vielen Orthografiefehler, die den Gesamteindruck ganz erheblich stören.
Michael Vollmer (MV)
M. A., Politikwissenschaftler, wiss. Mitarbeiter, Professur für Politische Theorie und Ideengeschichte, TU Chemnitz.
Rubrizierung: 5.33 Empfohlene Zitierweise: Michael Vollmer, Rezension zu: Douglas Moggach: Philosophie und Politik bei Bruno Bauer. Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31692-philosophie-und-politik-bei-bruno-bauer_37761, veröffentlicht am 28.01.2010. Buch-Nr.: 37761 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken