Die Philosophie der Geschlechter gehört heute mit einer gewissen Selbstverständlichkeit zum Kanon der Geistes‑ und Sozialwissenschaften. In einigen Bereichen sind die Einsichten der Gender Studies dabei so tiefgreifend, dass sie die eingeübten Regeln des philosophischen Diskurses aus den Angeln heben und sich selbst ins Zentrum der Philosophie zu setzen scheinen. Vor allem mit diesem Phänomen beschäftigen sich die Autorinnen und Autoren des Bandes und stellen die Frage: „Ist es die Geschlechterforschung, die sich um die Potenziale der Philosophie formiert, oder sind es die philosophischen Potenziale, welche die Peripherie der Geschlechterforschung bilden?“ (211) Die gesammelten Beiträge, die aus einer Ringvorlesung an der Freien Universität Berlin stammen, sind dabei aber nicht nur auf ihren eigenen Diskurs konzentriert, sondern vermessen konkrete Bedingungen politischer Interventionen. Der Band bietet dabei politische Philosophie par excellence, indem er Geschlechterfragen und Fragen nach der möglichen Verfassung politischer Gemeinschaften überhaupt sehr eng zusammenstellt. So wird vor allem die Notwendigkeit eines neuen Verständnisses von Reform und Revolution im Hinblick auf tatsächliche Interventionen aufgezeigt. Anschließend werden verschiedene Traditionen feministischen Denkens und ihre unterschiedliche Eignung für diese Aufgabe vorgeführt. Die Autorinnen und Autoren versteigen sich dabei nicht in die Feinheiten abstrakter philosophischer Modelle, sondern wählen eine zugängliche Flughöhe. Der Band ist deshalb nicht nur für Kenner*innen der feministischen Diskurse geeignet, sondern auch für Quereinsteiger*innen aus anderen Disziplinen, die nach bekannten Anknüpfungspunkten suchen.