In ihrem 2004 in Wien geführten kurzen Dialog streiten die beiden Philosophen Alain Badiou und Slavoj Žižek nur herausfordernd, denn ihr Nachdenken über die Aufgabe und die Grenzen des philosophischen Gesprächs weist große Gemeinsamkeiten auf. Beide erteilen der sich einmischenden Philosophie, der Kritik des Denkers am Zeitgeschehen oder dem normativen Postulat eine Absage. Der Kommentierung oder Reflexion von Krisen, den Wahlen in Frankreich oder den Differenzen in Europa gilt nicht ihre Aufmerksamkeit. Vielmehr bewegt sie das Denken als universelle Handlung darüber hinaus, holen jene Philosophie jedoch als singulares und radikales Ereignis der Weltenläufe wieder zurück: Der Philosoph mische sich erst ein, wenn er das Ereignis als Signal entdeckt, wenn sich eine neue Situation für das Denken ergeben hat. Dies könne die herrschende politische Ordnung, die Demokratie und den kapitalistischen Markt ebenso in Frage stellen wie die Konstitution des Menschen als Subjekt selbst. Der Wert eines solchen Ansatzes liegt in der Distanz zum Gegebenen, im Bruch und der Ausnahme, die eine starke Trennung von Politik und Philosophie voraussetzt. Dieses echte philosophische Engagement bleibt dabei konturlos und elitär, wenn doch der Denkende selbst feststellt, ob es einen gemeinsamen Maßstab, eine gemeinsame Sprache oder die Differenz gibt. In ihren knappen Überblicksvorträgen, der eine kurze Aussprache folgt, fassen Badiou und Žižek die Grundpositionen ihrer Philosophie zusammen. In diesem Sinne ist ihr Dialog eine Absage an die Philosophie und eine Aufforderung zum Denken zugleich.