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Dirk Brantl / Rolf Geiger / Stephan Herzberg (Hrsg.)

Philosophie, Politik und Religion. Klassische Modelle von der Antike bis zur Gegenwart

Berlin: Akademie Verlag 2013; 236 S.; 79,95 €; ISBN 978-3-05-006438-3
Die Herausgeber stellen in ihrem Vorwort fest, dass die Auseinandersetzung mit der Religion aus verschiedenen Gründen wieder in den „Fokus des politischen und gesellschaftlichen Interesses“ rückt. Dabei werden nicht nur Fragen nach dem Miteinander verschiedener Religionen thematisiert, sondern vielmehr der Blick auf den Einfluss und die Bedeutung „religiöser Überzeugungen und Traditionen für die Stabilität des modernen, säkularen Verfassungsstaates“ (9) gelenkt. Der Band, der Ottfried Höffe zum 70. Geburtstag gewidmet ist, verfolgt daher das Ziel, eine Zusammenstellung von „für die Verhältnisbestimmung von Politik und Religion klassischen Modelle, die der Komplexität des Phänomens gerecht wird“ (10), vorzulegen. Im weiteren Verlauf beschäftigen sich die Autoren mit Klassikern der politischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart und beleuchten dadurch die verschiedenen Traditionen und Verständnisse des Verhältnisses von Politik und Religion. Einerseits bewegen sich die Darstellungen vom religiösen Leben als Bestandteil des bürgerlichen Lebens (Aristoteles) über die Notwendigkeit einer gesetzlichen Ordnung nach dem Sündenfall (Augustinus) bis zur Vorstellung eines praktischen Nutzens der Religion als Herrschaftsinstrument (Macchiavelli). Andererseits werden Religionen als Grundlage öffentlicher Moral (Locke), gemeinschaftlich geteilter Gesinnung (Rousseau) oder der Verschiebung der Heiligkeit zur Sittlichkeit (Hegel) betrachtet. Von besonderem Interesse erscheint die Abhandlung zu Rawls und dessen Idee der Konstruktion eines politischen Bereichs, der die Zustimmungsfähigkeit aller Weltanschauungen zu einem übergreifenden Konsens ermöglichen soll. Der Sammelband schafft trotz der Verschiedenheit der Darstellungen einen breiten und eindrucksvollen Überblick über unterschiedliche Deutungsmuster des schwierigen Verhältnisses von Politik und Religion und bietet somit Einblick in ein vielseitiges Forschungsfeld der politischen Philosophie.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.1 | 5.31 | 5.32 | 5.33 | 5.46 | 5.42 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Dirk Brantl / Rolf Geiger / Stephan Herzberg (Hrsg.): Philosophie, Politik und Religion. Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36760-philosophie-politik-und-religion_44850, veröffentlicht am 20.02.2014. Buch-Nr.: 44850 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken