Diese kleine Studie ist mehr als die bloße Beschreibung der turbulenten Zeit Eric Voegelins an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Mit viel Sympathie liefert Eberhard von Lochner, selbst Schüler Voegelins und Mitarbeiter im Eric-Voegelin-Archiv, einen prägnanten Überblick über dessen Schriften seit der ersten Österreichischen Republik, seine Emigrationserfahrung sowie die zeitweilige Rückkehr nach Deutschland 1958, bevor er 1969 wieder in die Vereinigten Staaten zog. Im Zentrum der politischen Philosophie Voegelins stehen für den Autor einerseits die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit religiösen Fragen und andererseits die ideologiekritische Abwehr der Pathologien der Neuzeit, insbesondere der Totalitarismen. Dabei legt von Lochner Wert auf die Feststellung , dass dies keineswegs als platter Konservatismus missverstanden werden darf – mussten Voegelins Polemiken in seiner erst kürzlich erschienenen Vorlesung „Hitler und die Deutschen“ von 1964 doch das konservative und kirchliche Establishment maßlos provozieren –, denn sein platonisches Programm der Anamnesis versucht nicht, verlorene Werte zu retten, sondern die Literatur als Therapie der Existenz im säkularen Zeitalter zu entdecken. Dass er mit einem solch bewusst philosophischen und mystischen Politikverständnis in der politischen Kultur der 50er-Jahre zwischen Modernisierung im Wiederaufbau und Rückkehr zum „Abendland“ erst recht in den ideologischen Auseinandersetzungen der 60er-Jahre zwischen allen Stühlen saß, belegt der Autor sehr überzeugend. Anzumerken ist, dass dieses Unbehagen an der bundesdeutschen Betriebsamkeit nicht nur Voegelin, sondern viele Emigranten (z. B. Adorno oder Fraenkel) teilten, weshalb ihn seine existenzialistische Deutung als aufrechter Intellektueller im Zeitalter der Ideologien etwas zu weich zeichnet und dabei sachliche Kritik an seinen mitunter polemischen Ausfällen zu einseitig psychologisch rechtfertigt.