
Philosophie der internationalen Politik zur Einführung
Frank Dietrich und Véronique Zanetti, Lehrstuhlinhaber für Praktische Philosophie in Düsseldorf einerseits, Politische Philosophie in Bielefeld andererseits, führen – wie der Titel es sagt – mit dem Buch in die Philosophie internationaler Politik ein. Dabei gehen sie nicht auf einzelne Autoren oder Theorieschulen ein, sondern orientieren sich an den relevantesten Begriffen und Fragestellungen des Feldes. So werden zwar bekanntere Fragen wie die nach dem gerechten Krieg oder der humanitären Intervention gestellt, aber auch erst seit Kurzem theoretisierte Probleme wie das der Sezession oder der Migration angesprochen. Die Autoren stärken im Zuge dessen eine Perspektive, die im „normativen Individualismus“ (10) begründet liegt. Sie versuchen also stets alle angesprochenen Probleme auf das einzelne Individuum zu beziehen, das über bestimmte Freiheitsrechte verfügt, die von Institutionen geschützt und ausgebaut werden. Am Beispiel des „Welthungers“ (Kapitel 5) kann das verdeutlicht werden: Aufgeworfen wird die Frage nach der Verantwortung der Individuen für ihre schlechter gestellten Mitmenschen. Dietrich und Zanetti untersuchen unter anderem die Frage, ob der einzelne Mensch hier überhaupt moralische Verpflichtungen zur Hilfeleistung hat oder ob diese nicht strukturell verfehlt wären. Könnte der Welthunger als globales Problem nicht besser über kollektive Akteure gelöst werden? Mit der Taschenbuchreihe „Zur Einführung“, deren Teil dieser Band ist, werden insbesondere zwei Ziele verfolgt: Die Bücher sollen eine erste Orientierung in einem Themenfeld ermöglichen, sie sind dabei aber von Autoren geschrieben, die ihren eigenen Standpunkt ausführen. Damit soll eine neue Zirkulation von Ideen und Erkenntnissen ausgelöst werden. Dietrich und Zanetti werden beiden Vorgaben gerecht. Ihr Buch ist ein kompakter und einfach zu lesender Einstieg in die Philosophie der internationalen Politik, der viele Denkanstöße geben kann. Da sie ihre bevorzugte Perspektive des normativen Individualismus stärken, erheben sie dabei allerdings keinen Anspruch auf Vollständigkeit und regen an einigen Stellen die Leser zu einem kritischen Denken an, die selbst einen anderen argumentativen Weg wählen würden.