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Christoph Marx (Hrsg.)

Periplus 2012. Jahrbuch für außereuropäische Geschichte. 22. Jahrgang. Thementeil: Wandel in der arabischen Welt

Berlin: Lit 2012; V, 289 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-11818-9
Die arabische Welt ist im Umbruch. Auslöser war 2010 die Selbstverbrennung eines Gemüseverkäufers in Tunesien. Die „Perspektivlosigkeit der Bevölkerung unter Korruption und Nepotismus“ (16) hatte damit ihre Symbolfigur. Hervorgerufen wurde damit eine vor allem von der Jugend getragene soziale Bewegung, die sich als Revolution für Freiheit und Würde verstand. Ihr Ort wurde die Straße. In Tunesien, Ägypten und Libyen wurde der Rücktritt despotischer Machthaber erzwungen. Auch in weiteren Staaten erfolgten politische Korrekturen und Anpassungen. Der arabische Kulturraum begann, sich neu zu formieren. Eine Fülle von Buchpublikationen hat sich seither diesem Thema angenommen, nunmehr auch „Periplus“, das renommierte Jahrbuch für außereuropäische Geschichte. Die acht Beiträge des Jahresbandes 2012 eröffnen den Blick auf grundlegende Strukturen. So hatte das tunesische Revolutionsgeschehen, wie Ina Khiari‑Loch schlüssig nachzeichnet, „als Aufstand der Bedürftigen und Arbeitslosen in den peripheren, wirtschaftlich schwachen Regionen“ (29) begonnen und war als „Kampf gegen soziale Ungerechtigkeiten in einem von Politikverdrossenheit geprägten Land […] daher anfangs weder politisch noch religiös motiviert“ (31). Politisch revolutionär wurde das Begonnene dann in den städtischen Zentren. Hauptsächlich dort, so Reinhard Schulze in seinem Beitrag, vollzog sich dann aber eine „wertkonservative Wende“ (56), denn sowohl in Tunesien als auch in Ägypten waren bei den Wahlen 2011/12 nicht die Demonstranten die Gewinner, sondern islamische Parteien. Die „Arabellion“ ist deshalb nur ein teilweiser Aufbruch in eine neue Welt. Zugleich ist aber auch mit Werner Ruf festzustellen: „Zwei Lehren können schon jetzt [...] gezogen werden“ (168): Erstens ist Samuel Huntingtons These von der Demokratieunfähigkeit der Muslime widerlegt. Und zweitens haben die Menschen gelernt, ihre Lebensumstände zu verändern. Der „Periplus“‑Jahresband 2012 bietet damit – wie gewohnt – nicht nur Einblicke in historisches Geschehen, sondern auch anregende Analysen und politische Perspektiven. Eine umfangreiche „Bibliographie Arabischer Frühling“ von Jörg Tiedjen rundet den Thementeil ab. Der zweite Teil enthält 25 Rezensionen aus dem weltweiten Geschichtsspektrum und zeigt einmal mehr die Konjunktur von Arbeiten über die außereuropäische Geschichte.
Klaus Kremb (KK)
Dr., Oberstudiendirektor, Wilhelm-Erb-Gymnasium Winnweiler, Lehrbeauftragter, Fachgebiet Politikwissenschaft, TU Kaiserslautern.
Rubrizierung: 2.63 | 2.67 | 2.22 | 2.23 | 2.25 | 4.41 Empfohlene Zitierweise: Klaus Kremb, Rezension zu: Christoph Marx (Hrsg.): Periplus 2012. Berlin: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36250-periplus-2012_44147, veröffentlicht am 02.10.2013. Buch-Nr.: 44147 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken