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Matthias Theodor Vogt / Jan Sokol / Beata Ociepka / Detlef Pollack / Beata Mikołajczyk (Hrsg.)

Peripherie in der Mitte Europas

Frankfurt a. M. u. a.: Peter Lang 2009 (Schriften des Collegium Pontes 2); 375 S.; brosch., 56,50 €; ISBN 978-3-631-58031-8
Das Verhältnis von Zentrum und Peripherie war 2004 das zentrale Thema des Collegium Pontes. Dabei handelt es sich um ein 2001 gegründetes Wissenschaftskolleg und universitäres Netzwerk, getragen von deutschen, polnischen und tschechischen Universitäten unter Beteiligung verschiedener Fachbereiche. Zum Einstieg in das Thema beschreibt Vogt, Professor für Kulturpolitik in Zittau/Görlitz, so etwas wie den Werdegang der Wahrnehmung von Peripherie – zu der einem im politischen und sozialen Kontext vor allem eine Randzone einfalle, wobei „die Konnotation einer politischen Minderberechtigung und wirtschaftlichen Schlechterstellung“ (9) mitschwinge. Sokol erinnert außerdem daran, dass die Peripherie und damit die Grenze nicht nur ein Platz am Rande ist, sondern auch ein Ort, „wo sich zwei verschiedene Peripherien berühren“ (51). Als weiteren Ausgangspunkt der folgenden Erörterungen ist zudem der Beitrag von Aleida Assmann platziert, ihr geht es erst einmal am Beispiel von Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ um die Dialektik von Zentrum und Peripherie. Dann erinnert sie daran, dass der Holocaust – das für Europa so existentiell prägende Ereignis – als zivilisatorischer Rückschlag nicht von der Peripherie ausging, sondern aus dem Herzen Europas. In den anderen Beiträgen werden verschiedene Aspekte zum Thema in der (ost-)europäischen Vergangenheit und Gegenwart erörtert. Hervorzuheben ist u. a. der Beitrag des polnischen Historikers Marek Czapliński, er beschreibt Schlesien als eine doppelte (deutsche und polnische) Peripherie, die zwecks Geschichtspolitik und politischer Legitimation über Symbole wiederholt ins Zentrum gerückt wurde. Außerdem stellt Vladimir Kreck Bulgarien als eine Peripherie in der Mitte Europas vor, von Kirche und Politik in eine Randlage gedrängt, die sich bis in die Gegenwart in Kunst und Kultur ablesen lasse. Da erscheint es geradezu als bittere Pointe, dass gerade Kreck in den Hinweisen zu den Autoren vergessen wurde.
Natalie Wohlleben (NW)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal.de.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 2.35 | 2.2 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Natalie Wohlleben, Rezension zu: Matthias Theodor Vogt / Jan Sokol / Beata Ociepka / Detlef Pollack / Beata Mikołajczyk (Hrsg.): Peripherie in der Mitte Europas Frankfurt a. M. u. a.: 2009, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/31101-peripherie-in-der-mitte-europas_36977, veröffentlicht am 11.11.2009. Buch-Nr.: 36977 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken