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Ulrike Purrer Guardado

Pastorale Diplomatie. Die Rolle der Katholischen Kirche und des Erzbischofs Arturo Rivera y Damas im Friedensprozess in El Salvador (1980-1992)

Wiesbaden: Harrassowitz Verlag 2012 (Studien zur Außereuropäischen Christentumsgeschichte (Asien, Afrika, Lateinamerika) 22); XII, 279 S.; brosch., 49,- €; ISBN 978-3-447-06776-8
Diss. Leipzig; Begutachtung: M. Riekenberg, K. Fitschen. – Nach der vorherrschenden Ansicht in der Forschungsliteratur über den 1992 zu Ende gegangenen Bürgerkrieg in El Salvador war es das Verdienst der Vereinten Nationen, diesen Frieden ausgehandelt zu haben. Die Autorin möchte dieses Bild komplementieren. Sie vertritt dabei die These, dass das Friedensabkommen „das Ergebnis eines äußerst komplexen Prozesses und Konglomerats an Einflüssen darstellt, aus dem das Friedensengagement der Katholischen Kirche und besonders des Vermittlers Rivera y Damas seit Kriegsbeginn nicht wegzudenken ist“ (3). Die qualitative Untersuchung besteht aus drei großen Hauptkapiteln. Nach einer Übersicht über den Forschungsstand und der Darlegung der angewendeten Methoden folgt im zweiten Abschnitt eine hilfreiche historische Beschreibung aller relevanten Personen, Gruppierungen und Ereignisse. Dieses Hintergrundwissen ist zum Verständnis des Konfliktes notwendig. Das dritte Hauptkapitel orientiert sich dann in seiner Gliederung an der Parabel „Das Haus in Flammen“ (108). Dieses vom Erzbischof vertretene Friedenskonzept stellt in einem ersten Schritt die Versorgung der Opfer eines Konfliktes in den Mittelpunkt. In einem zweiten Schritt geht es um die Beendigung des Krieges durch den Dialog, um schließlich in einem dritten Schritt die Versöhnung der Konfliktparteien anzustreben. Auf diese Weise findet die Autorin heraus, dass eine starke Interdependenz zwischen der katholischen Kirche und den gesellschaftspolitischen Akteuren in El Salvador bestanden habe. Der Erzbischof sei dabei immer wieder eine der Schlüsselpersonen gewesen, die „strukturelle Löcher“ (248) zwischen den involvierten Akteuren überbrückten. Gerade diese breite Vernetzung von Kirche und Erzbischof sei eine der wesentlichen Stärken der Friedensarbeit gewesen. Zudem hätten sich die kirchlichen Interventionen durch eine hohe Verlässlichkeit und das Bemühen um Neutralität ausgezeichnet, durch das die Kirche das Vertrauen beider Konfliktparteien gewonnen habe. Allerdings werden in der Dissertation auch die Grenzen der kirchlichen Friedensarbeit angesprochen, etwa in der mangelnden Macht und der fehlenden Sanktionsmöglichkeit. Der Beitrag der katholischen Friedensarbeit zum letzten Schritt – die Versöhnung nach dem Ende des Konfliktes – wird dann nur noch angerissen. Die Autorin liefert mit ihrer Untersuchung einen weiteren Beleg dafür, dass Religion einen Beitrag zum Frieden leisten kann.
Jan Achim Richter (JAR)
Dipl.-Politologe, Doktorand, Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.65 | 2.23 | 2.25 Empfohlene Zitierweise: Jan Achim Richter, Rezension zu: Ulrike Purrer Guardado: Pastorale Diplomatie. Wiesbaden: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36524-pastorale-diplomatie_44207, veröffentlicht am 19.12.2013. Buch-Nr.: 44207 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken