Politikwiss. Diss. Heidelberg; Gutachter: D. Nohlen, M. G. Schmidt. – Nachdem die Wirkung von Parteien im deutschen föderalen System in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten hinreichend Thema von (vornehmlich kritischen) Betrachtungen war, wendet sich Núñez der Frage zu, welche Rolle Parteien in einem präsidentiellen System spielen können, das sich von einem nur mehr in der Verfassungstheorie existenten zu einem politisch relevanten Föderalismus wandelt. Gerade dieser Wandel, so eine seiner zentralen Thesen, sei in Mexiko durch ein sich wandelndes Parteiensystem möglich geworden. Es sei nun die Frage, wie sich Parteien und Föderalismus weiter befruchten – oder ob es zu vermehrten parteipolitischen Blockaden kommen wird, wie in Deutschland behauptet wird, das Núñez als Referenzmuster heranzieht. Bei allen Risiken, die Schlüsse aus einem Regierungssystem auf ein anderes enthalten, ist gegen diese Vorgehensweise vom Grundsatz her auch nichts einzuwenden. Allerdings hat man bei der Lektüre des theoretischen Teils der Arbeit nicht selten das Gefühl, dass sich der Verfasser immer wieder im Dickicht föderalismustheoretischer Überlegungen verfängt, worunter die Stringenz der Darstellungen doch einigermaßen leidet. Dies wird schon an der Fragestellung nach dem „Kausalzusammenhang zwischen Parteiendynamik und Funktionsweise des Föderalismus“ (19) deutlich: eine „Dynamik“ allein kann nicht viel erklären. Gemeint ist wohl vielmehr der jeweilige Zustand des Parteiensystems, der Auswirkungen auf die Funktion auch nicht des Föderalismus allein, sondern des gesamten politischen Systems haben kann. Auf jeden Fall kann man dem Verfasser sehr gute Kenntnisse der beiden untersuchten politischen Systeme bescheinigen, was insbesondere die Lektüre des empirischen Teils durchaus spannend macht. In der Summe handelt es sich also um ein sowohl für Kenner der Föderalismusforschung als auch des Präsidentialismus interessantes Werk, das allerdings aufgrund seiner teilweise sehr starken Verliebtheit in die politikwissenschaftliche Fachterminologie nicht gerade leicht zu lesen ist.