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Frank Decker

Parteiendemokratie im Wandel. Beiträge zur Theorie und Empirie

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2015; 265 S.; brosch., 34,- €; ISBN 978-3-8487-2500-7
Das Parteiensystem der Bundesrepublik befindet sich gegenwärtig in einem dramatischen Umbruch. So recht lässt sich im Augenblick nicht absehen, welche Struktur sich mittelfristig herausbilden wird. Der Politikwissenschaft, genauer der Parteienforschung, fällt es daher erkennbar schwer, Prognosen über die weitere Entwicklung abzugeben. In dieser Situation ist es wohl nicht die Zeit, um Lehrbücher oder Grundlagenliteratur zum Stand der Parteiendemokratie herauszubringen. Der Bonner Politikwissenschaftler Frank Decker hat allerdings einen pragmatischen Ansatz gewählt, um für Lehre wie Forschung Orientierung anzubieten – ohne sich dabei in möglicherweise nicht dauerhaft tragfähige Dogmen zu verbeißen. Drei anderweitig publizierte Aufsätze und zwei Auftragsarbeiten für die Bundeszentrale für politische Bildung werden dazu verschnitten, um seinen 2011 erschienenen Band zu „Parteien und Parteiensystem in Deutschland“ (siehe Buch‑Nr. 41663) zu vertiefen. Deckers Ansatz ist es dabei, die theoretischen Grundlagen immer wieder aufs Neue mit der empirischen Wirklichkeit zu kontrastieren. Deutlich arbeitet er heraus, dass man vorsichtig sein muss, die tradierten Lehrsätze einfach in die Gegenwart zu interpolieren, dass man zugleich aber auch klug beraten ist, sie nicht einfach ad acta zu legen: Otto Kirchheimers Catch‑them‑all‑Party‑Theorie „galt in der Parteienforschung lange Zeit als Gemeingut“ (55), die Amerikanisierung der Wahlkämpfe war unumstritten und kleine Koalitionen waren prägend für die Bundesrepublik. Seit circa fünfzehn Jahren sind daran Zweifel laut geworden. Je stärker man aber dann davon Abstand genommen hat, desto eher sind die abermals gegenläufigen empirischen Entwicklungen aufgefallen. Phasenweise erscheint es so, als würden sich die alten Realitäten wiederherstellen lassen. Decker exemplifiziert dieses anhand der zentralen Akteure im Parteiensystem der vergangenen fünf Jahre und legt so dar, dass die Parteienforschung im Augenblick vor allem neugierig sein sollte. Schließlich verdichtet er dieses am Ende zu einem normativ geprägten, Demokratie und Parteien bejahenden Ergebnis, in dem er die Notwendigkeit von Parteireformen darlegt, aber auch deren bisheriges Scheitern konstatiert.
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Rubrizierung: 2.331 Empfohlene Zitierweise: Stephan Klecha, Rezension zu: Frank Decker: Parteiendemokratie im Wandel. Baden-Baden: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39575-parteiendemokratie-im-wandel_48079, veröffentlicht am 31.03.2016. Buch-Nr.: 48079 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken