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Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (Hrsg.)

OSZE-Jahrbuch 2010. Jahrbuch zur Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE)

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2011 (OSZE-Jahrbuch 16); 475 S.; geb., 59,- €; ISBN 978-3-8329-7060-4
Die zentralasiatischen Nachfolgestaaten der Sowjetunion wurden im Januar 1992 in die OSZE aufgenommen, dennoch ist die Region erst seit einigen Jahren verstärkt in den Blickpunkt der europäischen und internationalen Politik gerückt. Hierbei gilt vor allem die Verabschiedung der EU-Zentralasienstrategie im Jahre 2007 als wichtig, denn sie machte deutlich, dass die Region strategisch, (energie-)wirtschaftlich und politisch als wichtiger Partner des Westens anerkannt werden muss. Durch den OSZE-Vorsitz Kasachstans im Jahre 2010, das Gipfeltreffen in Astana und den dortigen Themenschwerpunkt Zentralasien wurde dieser schon seit längerer Zeit angestoßenen inhaltlichen Schwerpunkterweiterung zusätzlich Ausdruck verliehen. In allein sechs Beiträgen des aus dem Gipfeltreffen hervorgehenden Jahrbuchs spiegelt sich dieser Schwerpunkt explizit wider, in vielen anderen klingt er zumindest teilweise an. Hier sollen insbesondere zwei Beiträge hervorgehoben werden, da sie die politische Kultur der zentralasiatischen Staaten und die dynastische Herrschaftssicherung der politischen Elite besonders gut herausstellen und miteinander in Verbindung bringen. Tim Epkenhans weist nach, dass der Islam im politischen Diskurs zumeist als Sicherheitsproblem oder gar als Gefahr gewertet wird. Obgleich die Mehrheit der zentralasiatischen Bevölkerung muslimisch ist, nehmen die politischen Eliten den Islam als Teil einer legitimen sozialen Ordnung nur sehr zögerlich wahr. Hier wird ein Widerspruch offenbar, da Konflikte im postsowjetischen Zentralasien viel häufiger durch die Politik der herrschenden Eliten als durch islamische Aktivitäten hervorgerufen werden. Beate Eschment arbeitet heraus, dass, obgleich es in der Großregion mehr als hundert verschiedene Nationalitäten gibt, diese so gut wie keine Rolle in der zentralasiatischen Politik spielen. Am Beispiel Kasachstans macht die Autorin unter anderem deutlich, dass die Interessenvertretung nationaler Minderheiten bisher kaum möglich ist und eine Verbesserung der Lage der Minoritäten nur gemeinsam mit der Beseitigung des Demokratiedefizits erreicht werden kann.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 4.3 | 4.41 | 4.42 | 4.5 | 2.2 | 2.23 | 2.61 | 2.63 | 2.68 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Universität Hamburg (Hrsg.): OSZE-Jahrbuch 2010. Baden-Baden: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/34846-osze-jahrbuch-2010_41890, veröffentlicht am 26.04.2012. Buch-Nr.: 41890 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken