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Augustine Ikelegbe (Hrsg.)

Oil, Environment and Resource Conflicts in Nigeria

Zürich/Berlin: Lit 2013 (Politics and Economics in Africa 7); V, 350 S.; 29,90 €; ISBN 978-3-643-90315-0
Die Autoren werfen einen detaillierten Blick auf die – im wahrsten Sinne des Wortes – schmutzigste Seite des globalen Hungers auf Energie. Denn mit der Ausbeutung der Ölvorkommen im Niger‑Delta gehen massive Menschenrechtsverletzungen und Umweltverschmutzungen einher. Dies geschieht vor dem Hintergrund komplexer Verflechtungen von politischen, ökonomischen und sozialen Interessen. Das Konfliktpotenzial wird schnell deutlich, wenn man sich vor Augen führt, dass – wie die Herausgeberin in ihrer Einleitung betont – „90 % von Nigerias Exporteinnahmen und über 70 % des gesamtstaatlichen Haushalts“ (5) mittelbar oder unmittelbar mit der Ölförderung zusammenhängen. Dementsprechend ist die Mehrzahl der Beiträge den – gemessen an der Idealvorstellung von Good Governance, könnte man sagen – dysfunktionalen Verflechtungen von Ölkonzernen auf der einen und den nigerianischen Behörden auf der anderen Seite gewidmet. Opfer dieser Machenschaften ist so gut wie immer die Zivilbevölkerung. Wie weitreichend die im Zuge der Ressourcenausbeutung angefallene Verschmutzung und die Unterdrückung jedweden Protests schon gediehen sind, machen vor allem die Beiträge im fünften Abschnitt deutlich. Da der Staat offensichtlich Komplize geworden ist und damit als Akteur bei der Problemlösung ausgedient hat, suchen die Autoren andere Wege. So schreiben etwa Orubu, Odusola und Ehwarieme in ihrem Beitrag, das gerade die ölproduzierenden Gesellschaften auf Basis des Subsidiaritätsprinzips mehr informieren, mehr kontrollieren und vor allem: mehr gemeinsame Kommunikation zur Lösung der Probleme zulassen und ermöglichen sollten. Angesichts der Herkunft der Ölkonzerne – mit Shell und BP allesamt westlicher Herkunft und im Band namentlich merkwürdig unterrepräsentiert – stellt sich in der Tat dann aber auch die Frage nach der Verantwortlichkeit westlicher Regierungen – und westlicher Verbraucher. In diesem Sinne ist der Band hochgradig politisch, und das nicht nur irgendwo in Afrika.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.22 | 2.261 | 2.263 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Augustine Ikelegbe (Hrsg.): Oil, Environment and Resource Conflicts in Nigeria Zürich/Berlin: 2013, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/36449-oil-environment-and-resource-conflicts-in-nigeria_44150, veröffentlicht am 28.11.2013. Buch-Nr.: 44150 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken