Der Sammelband ist der in Deutschland bislang wenig beachteten öffentlichen Soziologie beziehungsweise Sozialforschung im weiteren Sinne gewidmet. Ausgehend von der Tatsache, dass Sozialwissenschaftler immer selbst Teil ihres Untersuchungsgegenstandes sind, sollten sie Position beziehen zu wichtigen politischen und gesellschaftlichen Fragen. Ziel der öffentlichen Soziologie ist es daher, aufbauend auf den wissenschaftlichen Erkenntnissen der professionellen Soziologie und anders als die auf Auftragsforschung ausgerichtete anwendungsorientierte Soziologie einen Dialog mit der zivilgesellschaftlichen Öffentlichkeit zu führen. In einem gemeinsamen Prozess entscheiden dabei beide Seiten darüber, über was und wie gesprochen wird. Aus dieser Perspektive beobachten und analysieren Sozialwissenschaftler nicht nur die Gesellschaft, sondern können als Moderatoren, Impulsgeber oder Motoren an gesellschaftlichen Veränderungen mitwirken. Die Autorinnen und Autoren der einzelnen Beiträge legen empirische Analysen, Reflexionen und praktische Erfahrungen dar, wie ein solcher Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit aussehen kann und wo Grenzen und Probleme liegen. Als Beispiele werden die Rolle sozialer Innovationen, Nachhaltigkeit, Rechtsextremismus, Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit und die Evaluation von Projekten dahingehend analysiert, welche Rolle Sozialwissenschaftler im Nexus von Wissenschaft, Öffentlichkeit und Praxis spielen können. Die Leistung des Sammelbandes liegt vor allem darin, den Begriff der öffentlichen Soziologie beziehungsweise Sozialforschung erstmalig im deutschen Kontext multiperspektivisch zu verankern, um so wichtige Anregungen für die Ausrichtung und Ziele von Sozialwissenschaften zu bieten.