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Andreas Heuer

Öffentliche Philosophie

Berlin: Duncker & Humblot 2014 (Wissenschaftliche Abhandlungen und Reden zur Philosophie, Politik und Geistesgeschichte 77); 173 S.; 54,90 €; ISBN 978-3-428-14270-5
Ist die Frage nach einem guten Leben auch heute noch eine Frage des öffentlichen Interesses und damit einer öffentlichen Philosophie? Andreas Heuer konstatiert in seiner Schrift, dass die ehemals essenziellen Fragen der antiken Philosophie privatisiert und aufgrund nicht vorhandener Eindeutigkeit dem Subjektiven preisgegeben werden. Das führe dazu, dass man eine Gesellschaft fördere, „in der zwar über moralische Fragen in der Öffentlichkeit gestritten werden kann, diese aber letztlich unverbindlich bleiben“ (8). Während die antike Philosophie den Staat als Lehranstalt für die Verwirklichung eines guten Lebens und der allgemeinen Tugenden auffasse, wandele sich das Verständnis in der modernen politischen Philosophie zu einer individualisierten Vorstellung darüber, was ein möglichst gutes Leben sein könne. Anhand hobbesscher Überlegungen führt Heuer aus, was für die moderne politische Philosophie gilt: „Der Staat, die Politik, weist den Anspruch moralischer Fragen im Sinne einer allgemeinen Verbindlichkeit zurück und beschränkt sich auf die Ermöglichung privater Lebensentwürfe, die ihre Grenzen in den jeweiligen Verfassungen und nationalen Rechtsprechungen finden.“ (36) Von einer stetigen Diskussion über das, was gerecht sei, wie sie die antike Philosophie vorgesehen habe, gelange man zu einer staatlichen Festlegung von Gerechtigkeit mittels Rechtsordnungen. Mit Arendt und Gadamer wird der Blick auf die Rolle des öffentlichen Raums, in dem die Kommunikation und die Interpretation von Wahrheiten stattfinden können, gelenkt. Mit der Darstellung der Rolle sozialer Institutionen, die dafür sorgten, dass wir nicht „unsere Lebenswelt kritisch aneignen, sondern dass wir sehr viel eher in unserer eigenen Lebenswelt verbleiben“ (154), untermauert Heuer die These, dass die moderne politische Philosophie „eine Absage an diese Frage [nach dem guten Leben]“ (159) ist.
Timo Freudenberger (TF)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 5.425.35.33 Empfohlene Zitierweise: Timo Freudenberger, Rezension zu: Andreas Heuer: Öffentliche Philosophie Berlin: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37188-oeffentliche-philosophie_45670, veröffentlicht am 12.06.2014. Buch-Nr.: 45670 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken