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Mathias Oldhaver

Öffentliche Meinung in der Sicherheitspolitik. Untersuchung am Beispiel der Debatte über einen Einsatz der Bundeswehr im Golfkrieg

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2000 (Demokratie, Sicherheit, Frieden 132); 272 S.; brosch., 39,88 €; ISBN 3-7890-6934-5
Politikwiss. Diss. Hamburg. - Der zweite Golfkrieg 1990/91 markierte für die Bundesrepublik eine sicherheitspolitische Zäsur. Zwar beteiligte sich das vereinigte Deutschland nicht unmittelbar an den Kampfhandlungen, die Erwartungen, die von den Alliierten an die Bundesrepublik herangetragen wurden, unterstrichen jedoch, dass mit dem Ende der deutschen Sonderrolle in der Weltpolitik nun eine gewisse sicherheitspolitische Normalität einzöge und dass Deutschland seiner internationalen Verantwortung auch militärisch nachkommen müsse. Mit diesem Konflikt wurde ein innenpolitischer Diskussionsprozess angestoßen, an dessen Beginn es undenkbar schien, dass sich deutsche Soldaten jemals wieder an Kampfeinsätzen beteiligen würden, und an dessen vorläufigen Ende die Beteiligung der Bundeswehr am Kosovo-Krieg 1999 in der bundesdeutschen Öffentlichkeit nahezu einhellig unterstützt wurde. Die Rolle der öffentlichen Meinung innerhalb dieses sicherheitspolitischen Entscheidungsprozesses beziehungsweise ihre Entstehung im Kontext sicherheitspolitischer Krisen untersucht diese Arbeit. Der Autor verweist dabei in seiner Grundthese besonders auf die Bedeutung der affektiven Komponente bei der Entstehung der öffentlichen Meinung, deren Einfluss deutlich höher einzuschätzen sei als der der kognitiver Komponenten. Mit dieser Perspektive steht die Arbeit an der Schnittstelle politikwissenschaftlich-soziologischer, sozialpsychologischer und kommunikationswissenschaftlicher Ansätze. Inhaltsübersicht: 1.3 Stand der sicherheitspolitischen Attitüdenforschung und "mood-theory". 2. Sicherheitspolitik und öffentliche Meinung: 2.1 Öffentliche Meinung im politischen System; 2.2 Sicherheitspolitische Attitüden; 2.3 Komponenten des affektiven Elements; 2.4 Mittel zur Steuerung öffentlicher Meinung; 2.5 Sicherheitspolitik in der deutschen öffentlichen Meinung; 2.6 Öffentliche Meinung im politischen Entscheidungsprozeß; 2.7 Das Kommunikations-Interferenzmodell und der Vorrang der affektiven vor der kognitiven Komponente. 3. Sicherheitspolitik und öffentliche Meinung 1989/90: 3.1 Die Diskussion über Auslandseinsätze der Bundeswehr; 3.2 Grundzüge der öffentlichen sicherheitspolitischen Debatte 1989/90; 3.3 Sicherheitspolitische Grundstimmung in der deutschen Bevölkerung. 4. Die Debatte um eine Beteiligung der Bundeswehr am Golfkrieg: 4.1 Beginn der Golfkrise: Dominanz der rechtlichen Argumentationslinie; 4.2 Emotionalisierung der Diskussion; 4.3 Der Einsatz wird konkret - Bündnisfall Türkei?; 4.4 Bedeutung der Effektoren; 4.5 Umfrageergebnisse; 4.6 Die veröffentlichte Meinung; 4.7 (Ver)öffentlich(t)e Meinung und sicherheitspolitischer Entscheidungsprozeß in der Golfkriegsdebatte; 4.8 Ende des Golfkriegs - Von der Gesinnungs- zur Verantwortungsethik.
Markus Kaim (MK)
Dr., wiss. Mitarbeiter, Forschungsgruppe "Sicherheitspolitik", Stiftung Wissenschaft und Politik, Deutsches Institut für Internationale Politik und Sicherheit, Berlin.
Rubrizierung: 4.21 | 2.333 Empfohlene Zitierweise: Markus Kaim, Rezension zu: Mathias Oldhaver: Öffentliche Meinung in der Sicherheitspolitik. Baden-Baden: 2000, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/13702-oeffentliche-meinung-in-der-sicherheitspolitik_16427, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 16427 Rezension drucken