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Helge Høibraaten / Jochen Hille (Hrsg.)

Northern Europe and the Future of the EU/Nordeuropa und die Zukunft der EU

Berlin: BWV Berliner Wissenschafts-Verlag GmbH 2011 (Nordeuropäische Studien 23); 233 S.; 39,- €; ISBN 978-3-8305-1965-2
In diesem Sammelband geht es zum einem um das Verhältnis des europäischen Nordens zur EU und zum anderen um die Frage nach der Zukunft der EU. Mit dem Begriff Norden bezeichnen die Herausgeber Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island. Im ersten Teil werden vor allem die unterschiedlichen Integrationsstufen – beziehungsweise damit eng verbunden auch die nationalen Sonderwege – sowie die sich daraus ergebenden Herausforderungen und Chancen debattiert. In Bezug auf die nationalen Sonderwege vertreten die Autoren unterschiedliche Standpunkte. Bernd Henningsen erkennt in den nordischen Staaten Europas eine tief verwurzelte Skepsis gegenüber einer europäischen Integration und begründet diese vorrangig historisch-kulturell: Der von Protestanten dominierte Norden (Henningsen macht dies vor allem am Beispiel Dänemarks deutlich) sehe das von Katholiken entworfene europäische Zivilisationsmodell als minderwertig an und verhindere damit eine weitergehende Integration Nordeuropas in die EU. Zwar gesteht auch Thorsten Borring Olesen in seinem Beitrag ein, dass der Norden in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts Ressentiments gegenüber der Europa-Idee hatte, aber er erkennt in dem heutigen europaskeptischen Diskurs keine nordische Besonderheit mehr. Vielmehr gebe es ähnliche Haltungen auch in anderen Staaten, wie sich am Beispiel der Referenden in Frankreich und den Niederlanden zeige. Auch im zweiten Teil, in dem es um die Zukunft der EU geht, finden sich divergierende Einschätzungen: So sieht Ulrich K. Preuß trotz des fehlenden Demos keine fundamentalen Probleme für die Demokratie in Europa, weil Europas Solidarität auf der gegenseitigen Anerkennung der Andersartigkeit basiere und eine Vision sowie politische Innovationen vorhanden seien. Dagegen erkennt Hauke Brunkhorst in den institutionellen Entwicklungen der EU eine Gefahr für die Demokratie. Es sei zwar ein Machtzuwachs des Parlaments zu verzeichnen, allerdings sei die Exekutive wesentlich gewichtiger und könne eine Art Vormachtstellung für sich beanspruchen. Der Band basiert auf einer Konferenz an der Humboldt-Universität Berlin, die im Oktober 2007 stattfand.
Ines Weber (IW)
M. A., Politikwissenschaftlerin (Kommunikationswissenschaftlerin, Psychologin), wiss. Mitarbeiterin, Institut für Sozialwissenschaften, Christian-Albrechts-Universität Kiel.
Rubrizierung: 3.7 | 3.1 Empfohlene Zitierweise: Ines Weber, Rezension zu: Helge Høibraaten / Jochen Hille (Hrsg.): Northern Europe and the Future of the EU/Nordeuropa und die Zukunft der EU Berlin: 2011, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35291-northern-europe-and-the-future-of-the-eunordeuropa-und-die-zukunft-der-eu_42506, veröffentlicht am 27.09.2012. Buch-Nr.: 42506 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken