
NATOisierung polnischer und tschechischer Sicherheitspolitik. Normübernahme aus Sicht des rationalen und konstruktivistischen Institutionalismus
Politikwiss. Diss. Trier; Begutachtung: H. W. Maull, J. Schild . – „Nach Ende des Ost-West-Konfliktes sah sich die NATO vor die Herausforderung gestellt, eine Antwort auf ihre Daseinsberechtigung zu finden“ (303). Dabei bildete der Stabilitäts- und Demokratieexport ins östliche Europa einen zentralen Bestandteil des Wandlungsprozesses der Allianz in den 90er-Jahren – Frank spricht von NATOisierung. Damit bezeichnet sie einen internationalen Sozialisationsprozess, in dem die postkommunistischen Staaten, insbesondere ihre zivilen Entscheidungsträger und militärischen Akteure, dazu veranlasst wurden, die liberal-demokratischen Normen der NATO im Politikfeld Sicherheit zu übernehmen. Sie entwickelt ein komplementäres Forschungsdesign aus rationalem und konstruktivistischem Institutionalismus zur Analyse der NATOisierung postkommunistischer Sicherheitspolitik, um so den Verlauf und das Ergebnis des sicherheitspolitischen Sozialisationsprozesses Polens und Tschechiens im Bereich der zivil-militärischen Beziehungen zu erklären. Zu diesem Zweck unternimmt sie eine Prozessanalyse der Annäherung Polens und Tschechiens an die NATO sowie ihres zivil-militärischen Transformationsprozesses. Frank arbeitet heraus, inwieweit Polen und Tschechien die Norm einer zivilen demokratischen Kontrolle der Streitkräfte „auf der institutionellen, behaviouralen und argumentativen Ebene übernommen haben“ (40). Dabei wird deutlich, dass die Sozialisationspraktiken der NATO in beiden Fällen unterschiedliche Ergebnisse zeitigten. Während es den westlichen Alliierten in Polen gelang, „soziale Lern- und normative Überzeugungsprozesse zu induzieren“ (303), verzeichneten sie in den ersten Jahren der NATOisierung in Tschechien keinen Erfolg, dort war das Interesse an den Sozialisationsinhalten gering. Zwar habe die NATO den sicherheitspolitischen Demokratisierungsprozess beider Staaten begünstigt, lautet das Fazit Franks. Zugleich seien mit der westlichen Sozialisationspolitik negative Konsequenzen verbunden gewesen, die die weit verbreitete Betrachtungsweise der Partnerschaft für den Frieden als ausschließliche Erfolgsgeschichte nicht bestätigen.