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Peter A. Kraus

Nationalismus und Demokratie. Politik im spanischen Staat der Autonomen Gemeinschaften

Wiesbaden: Deutscher Universitäts-Verlag 1996; 319 S.; brosch., 62,- DM; ISBN 3-8244-4190-X
Politikwiss. Diss. Frankfurt a. M. - Die Transition in Spanien nach Ende der Franco-Diktatur geht über den politischen Wandel vom autoritären zum demokratischen System hinaus. Begleitend vollzog sich, ausgehend von den 1978er Verfassungspakten, in den achtziger Jahren eine umfassende Neuorganisation des Staates. Mit dem Ziel, der heterogenen Bevölkerungsstruktur besser gerecht zu werden, ersetzte eine dezentrale Verwaltung den bis dato hochgradig zentralistischen Einheitsstaat. Der neu institutionalisierte "Estado de las autonomías" - Staat der Autonomen Gemeinschaften - konnte bisher ethnonationale Konflikte zwar nicht lösen, scheint dem Autor jedoch funktionstüchtig genug, um diese zu regulieren. "Die Krisentendenzen, die vor allem zu Beginn der 80er Jahre im Zuge des Wandels der territorialen Staatsorganisation zu erkennen sind, schlagen nicht in die Eskalation der Konflikte zwischen dem Zentrum und den nationalistischen Peripherien um, sondern münden vielmehr in einen langandauernden autonomiepolitischen Stellungskrieg." (292) Auch wenn es bislang noch nicht zu zugespitzten nationalen Konflikten gekommen ist, kann das "Modell der Autonomen Gemeinschaften" (296) noch nicht als konsolidiert und Vorbild für andere multinationale Gesellschaften betrachtet werden. Im Gegenteil spricht für den Autor vieles dafür, daß es auch zukünftig zu keiner Konsolidierung kommen wird, sondern stets das aktuelle Kräfteverhältnis zwischen Zentrum und Peripherie zutage tritt, jedoch ohne daß dies zu "dramatischen negativen Konsequenzen für die Tragfähigkeit demokratischer Politik in Spanien" (292) führen würde. Für den Autor ist Spanien ein Beispiel dafür, "daß der Aufbau einer demokratischen Herrschaftsordnung in einer multinationalen - was hier soviel heißt wie: 'multinationalistischen' - Gesellschaft zwar mit spezifischen Herausforderungen einhergeht, aber keineswegs auf unüberwindbare Hürden stoßen muß" (18). Inhaltsübersicht: 1. Einleitung; 2. Theoretische Annäherung an Prozesse des Übergangs zur Demokratie; 3. Ethnoregionale Konflikte in Demokratisierungsprozessen; 4. Die spanische transición als Entstehungsrahmen des Staates der Autonomen Gemeinschaften; 5. Die Implementation des Autonomiemodells; 6. Die Auswirkungen der Institutionalisierung des Autonomiestaats auf die Politik der nationalistischen Peripherien; 7. Staat der Autonomien und Konsolidierung der Demokratie.
Christoph Emminghaus (cem)
Dr., Politikwissenschaftler.
Rubrizierung: 2.61 | 2.23 | 2.2 | 4.42 | 2.21 Empfohlene Zitierweise: Christoph Emminghaus, Rezension zu: Peter A. Kraus: Nationalismus und Demokratie. Wiesbaden: 1996, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/1896-nationalismus-und-demokratie_2226, veröffentlicht am 01.01.2006. Buch-Nr.: 2226 Rezension drucken