Skip to main content
Aderemi Suleiman Ajala (Hrsg.)

Nationalism and Politics in Post-Colonial Nigeria

Köln: Rüdiger Köppe Verlag 2012 (Topics in Interdisciplinary African Studies 24); X, 405 S.; 44,80 €; ISBN 978-3-89645-894-0
Nigeria gehört ohne Zweifel zu jenen Ländern der Welt, denen im europäischen Raum heute nicht mehr die Aufmerksamkeit zuteil wird, die ihnen ob ihrer kontinentalen – in dem Fall: afrikanischen – Bedeutung eigentlich zukommen müsste. Seit seiner Unabhängigkeit 1960 hat Nigeria, das lange Zeit britische Kolonie war, nicht zuletzt wegen seiner immensen sprachlichen und kulturellen Vielfalt einen schwierigen nationalstaatlichen Konsolidierungsprozess durchlaufen. Dementsprechend kreist die zentrale Fragestellung des Bandes um die Problematik der nigerianischen Selbstwahrnehmung als Nationalstaat: „How do we define a nation and a nation-state in the Nigerian case?“ Die Autorinnen und Autoren des Bandes – deren Beiträge allesamt auf Präsentationen im Rahmen der Konferenz „Nigeria @50“ im Oktober 2010 an der Universität von Ibadan basieren – formulieren hierzu ein breites Spektrum an Interventionen. Neben der Analyse von historischen Faktoren, die die ethnische Heterogenität Nigerias bis heute beeinflussen, finden sich Beiträge zum Nation-Building, zu rechtlichen Aspekten der nationalen Unabhängigkeit, zur Praxis der medialen Vermittlung von Nationalismus bis hin zur Rolle von Kultur, Religion und Gender im postkolonialen Nigeria. Dass angesichts dieser Vielfalt von Problemfeldern „einfache“ Lösungen – wie die von Ikechukwu Bernard Okafor vorgeschlagenen pragmatische (sprich: subsidiäre) Verteilung von Steuereinnahmen, die den Gliedstaaten mehr Handlungs- und Gestaltungsspielräume einräumen soll – verfangen, scheint zweifelhaft. Denn ein solches Vorgehen könnte, gerade wegen der von Akeem Ayofe Akinwale diagnostizierten tiefgehenden ethnischen Spaltung des Landes, die offenbar häufig mit dem Gefühl des Ausschlusses von der politischen Macht einhergeht, gerade zu einem Auseinanderfallen Nigerias führen – und gerade nicht zu seinem Zusammenwachsen. Trotz dieser inhaltlichen Bandbreite der Beiträge sind sich die Autoren mehr im- als explizit dahingehend einig, dass eine nationalstaatliche und noch dazu eine demokratische Konsolidierung des Landes Zeit brauchen wird.
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.67 | 2.25 | 2.23 | 4.42 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Aderemi Suleiman Ajala (Hrsg.): Nationalism and Politics in Post-Colonial Nigeria Köln: 2012, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/35240-nationalism-and-politics-in-post-colonial-nigeria_42435, veröffentlicht am 23.08.2012. Buch-Nr.: 42435 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken