Der Staatsrechtler und Musikliebhaber Häberle begreift Nationalhymnen als ein kulturelles Identitätselement des Verfassungsstaates. Er verortet den schmalen Band als Baustein seiner „Verfassungslehre als Kulturwissenschaft“ (1982), worauf der Leser immer wieder verwiesen wird. Im ersten Teil stellt der Autor Regelungen aus Verfassungen aller Weltteile vor und im zweiten erörtert er den oft benutzten Begriff der kulturellen Identität. Im Folgenden wird die Musik zugleich als Identitätselement und als universale Kunstform dargestellt. Der Bezug zwischen Musik- und Verfassungsgeschichte reicht freilich weit über Nationalhymnen hinaus, die mit einer umfangreichen Liste von Tempi, Taktart und Tonart vorgestellt werden. Darauf folgen noch die Formulierung von Leitfragen an die Hymnentexte und an die Praxis der Aufführung sowie Überlegungen zur idealen Verfassungshymne und zum idealen Hymnenartikel. Der „Ausblick und Schluss“ ist mit seinen sieben Zeilen symptomatisch: die Ausführungen sind immer knapp, was bis zu elliptischen Formulierungen reicht. Die listenartigen Aufzählungen bilden allenfalls die Grundlage für ein Verständnis; von Typologien, die in der Tat weiterführen würden, ist nur die Rede, zu finden sind sie nicht. Eher könnte man vom Entwurf eines Forschungsprogramms reden; zur Ausführung lassen sich hoffentlich andere inspirieren.