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Stefan Vogt

Nationaler Sozialismus und Soziale Demokratie. Die sozialdemokratische Junge Rechte 1918-1945

Bonn: Dietz 2006 (Politik- und Gesellschaftsgeschichte 70); 502 S.; hardc., 48,- €; ISBN 978-3-8012-4161-2
Phil. Diss. FU Berlin; Gutachter: W. Wippermann. – Zur Gruppe der jungen sozialdemokratischen Rechten gehörten herausragende sozialistische Intellektuelle wie der Religionsphilosoph Paul Tillich und der Staatsrechtler Hermann Heller, aber auch SPD-Politiker wie Carl Mierendorff sowie der zum sogenannten „Hofgeismarkreis“ zählende Journalist Theodor Haubach. Ihr Grundgedanke war die Bekämpfung des Nationalsozialismus durch einen national gewendeten Sozialismus – sozusagen das linke Pendant zu „Preußentum und Sozialismus“ (Spengler, 1919). Vogt legt die ideologischen und organisatorischen Wurzeln ebenso frei wie die ideologischen Leitmotive und die politisch-strategischen Auseinandersetzungen innerhalb der SPD der Weimarer Zeit. Im abschließenden Kapitel untersucht er den Widerstand der „Jungen Rechten“ gegen die NS-Diktatur bis hin zur Beteiligung am Kreisauer Kreis. Vogt kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass die Mitglieder der Gruppe sich „in einem Ausmaß und einer Intensität am Widerstand [beteiligten], wie es innerhalb der Sozialdemokratie nur mit den Aktivitäten der linken Splittergruppen vergleichbar war“. Zugleich aber „zeichnete das Denken der Jungen Rechten eine gewisse Nähe, wenn nicht sogar Verwandtschaft zu den konservativ-revolutionären und faschistischen Ideologien aus“ (455). Daher weist Vogt die These zurück, dass die „Junge Rechte“ eine demokratisch-politische Alternative zur Rettung Weimars gewesen sei, die am Immobilismus der SPD gescheitert sei. Denn die „Bemühungen der Jungen Rechten zur Verteidigung der Republik entpuppten sich [...] als einer jener Versuche, sie in autoritärer Richtung zu überwinden“. Insofern stellte sie „auch auf der politischen Ebene“ nur „die sozialdemokratische Variante jenes Krisendiskurses dar, dessen bürgerliche Variante die Konservative Revolution war“ (458). Vogt sichert seine Arbeit mit der Auswertung umfangreicher Archivalien und der Analyse des zeitgenössischen Schrifttums ab und stellt so die Leistungsfähigkeit der politischen Ideengeschichte unter Beweis.
Robert Chr. van Ooyen (RVO)
Dr., ORR, Hochschullehrer für Staats- und Gesellschaftswissenschaften, Fachhochschule des Bundes Lübeck; Lehrbeauftragter am OSI der FU Berlin sowie am Masterstudiengang "Politik und Verfassung" der TU Dresden.
Rubrizierung: 2.311 | 2.312 Empfohlene Zitierweise: Robert Chr. van Ooyen, Rezension zu: Stefan Vogt: Nationaler Sozialismus und Soziale Demokratie. Bonn: 2006, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/25989-nationaler-sozialismus-und-soziale-demokratie_30223, veröffentlicht am 25.06.2007. Buch-Nr.: 30223 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken