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Christian Schneickert

Nationale Machtfelder und globalisierte Eliten

Konstanz/München: UVK Verlagsgesellschaft 2015; 271 S.; 38,- €; ISBN 978-3-86764-628-4
Diss. HU Berlin. – Christian Schneickert geht es am Beispiel nationaler Eliten um die sozialwissenschaftliche Theoretisierung der beständigen Ausweitung der – manche würden sagen: kapitalistischen, manche: neoliberalen – Globalisierung: „Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Globalisierung politischer und wirtschaftlicher Eliten in vier sehr unterschiedlichen Staaten des globalen Nordens und Südens: Brasilien, Deutschland, Indien und den USA.“ (11) Feldtheoretische Elitenforschung, wie der Autor sie hier unternimmt, basiert auf der Annahme, dass die politischen, ökonomischen und sozialen Umbrüche der zeitgenössischen Globalisierungswelle keine kontingenten, einander gar verstärkenden Ereignisse sind – sondern dass sie von Gruppen, die von diesen Entwicklungen profitieren, gezielt vorangetrieben werden. Ausgehend von der Modifikation der Bourdieu‘schen Feldtheorie, die Schneickert in Richtung einer Theorie „konflikthafter Differenzierung“ (18) erweitert, werden im Rahmen einer multiplen Korrespondenzanalyse biografische Daten von Spitzenpolitikern und führenden Managern erhoben. Dieses Vorgehen führt ihn unter anderem zu der Einschätzung, dass die Eliten in allen untersuchten Ländern einen „hohen Akademisierungsgrad“ aufweisen. In der Diktion von Bourdieu ist es also die Ressource des kulturellen Kapitals, die den Zugang zu wichtigen Positionen ermöglicht. Von ihr hängen die Gestaltungsmöglichkeiten in der gegenwärtigen Globalisierungsphase signifikant ab: „Die damit einhergehende Durchsetzung des meritokratischen Mythos scheint ein völlig unterschätztes allgemeines Strukturprinzip der Expansion kapitalistischer Globalisierung zu sein.“ (227) Spannend ist dieser Befund, weil die kapitalistische Globalisierung durch Eliten bestimmt wird, deren Rekrutierung ebenfalls dem Markt überantwortet wird. Im Zuge der Zunahme sozialer, ökonomischer und politischer Ungleichheiten jedoch lässt sich dieses Strukturprinzip indes auch als ein Schutzmechanismus der herrschenden Eliten deuten: je teurer Universitätsdiplome werden, desto schwieriger auch der Zugang zu ihnen. Mit anderen Worten: Bildungsabschlüsse – noch dazu von beliebigen staatlichen Universitäten – sind keineswegs mehr der Schlüssel zu persönlichem Aufstieg. Sie unterliegen selbst der Kontrolle des globalisierten Elitenregimes.
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Rubrizierung: 2.242.24.432.3312.642.652.68 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Christian Schneickert: Nationale Machtfelder und globalisierte Eliten Konstanz/München: 2015, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/39183-nationale-machtfelder-und-globalisierte-eliten_47685, veröffentlicht am 10.12.2015. Buch-Nr.: 47685 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken