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Gergana Baeva

Nationale Identität als Medieninhalt. Theoretische Konzeption und empirische Messung am Beispiel Bulgariens

Baden-Baden: Nomos Verlagsgesellschaft 2014 (Schriftenreihe Politische Kommunikation und demokratische Öffentlichkeit 11); 341 S.; brosch., 64,- €; ISBN 978-3-8487-1338-7
Diss. FU Berlin. – Gergana Baeva geht mit Blick auf die Konstruktionsmechanismen kollektiver Identität zwei miteinander verbundenen Fragen nach. Zum einen fragt sie, „welche Nationalität in den bulgarischen Massenmedien ausgehandelt und verbreitet wird“ (15). Daran anschließend und mit Blick auf den Prozess der europäischen Integration untersucht sie ferner, inwiefern die Öffnung nach Europa Rückwirkungen auf die nationale Identitätskonstruktion mit sich bringt. Nationale Identität wird also als Ergebnis eines diskursiven Prozesses begriffen, der über Kommunikation abbildbar ist. Nach einer theoretischen Auseinandersetzung mit diesem spezifischen Verständnis von nationaler Identität, mit dem zwar verschiedene Typen von Identitätsinhalten festgestellt werden, jedoch deren Entstehungskontext im Zusammenspiel von Diskurs, (politischer) Öffentlichkeit und Macht kaum problematisiert wird, folgt der empirische Teil. Das Material ihrer Studie besteht aus einer Stichprobe dreier bulgarischer Zeitungen aus dem Zeitfenster von 24 Monaten vor und nach dem bulgarischen EU‑Beitritt vom 1. Januar 2007. Dabei folgt Baeva einer inhaltsanalytischen Strategie mit quantitativer Herangehensweise, „da eine standardisierte Inhaltsanalyse es ermöglicht, Medieninhalte systematisch zu beschreiben und zu vergleichen“ (176). Per Zufallsauswahl wurde eine Stichprobe von 144 Zeitungsausgaben, verteilt auf drei Zeitungen, davon zwei Wochenzeitungen, gezogen. In methodologischer Hinsicht ist hier die – mit Blick auf die Gesamtzahl der im Untersuchungszeitraum verfügbaren Zeitungsausgaben – verschwindend geringe absolute Fallzahl zu bemängeln, die gegebenenfalls dazu führen kann, dass etwa Nuancen in der Umakzentuierung der diskursiven Konstruktion nationaler Identität aus dem Blick geraten. Die Verwendung von Text Mining‑Verfahren, die gerade mit Blick auf die Untersuchung von großen Zeitungstextkorpora mittlerweile weit vorangeschritten ist, hätte hier sicherlich hilfreich sein können. Mit Blick auf die Ausgangsfragestellungen jedenfalls kommt Baeva zu dem Schluss, dass „die bulgarische Nation [...] sehr präsent in den diskursiven Artikeln der untersuchten Zeitungen“ (313) sei, ohne jedoch einer spezifischen thematischen Verknüpfung zu unterliegen. Noch dazu werde sie häufig negativ konnotiert. Bezugnahmen zum Prozess der europäischen Integration implizierten meist Abgrenzungsrhetoriken gegenüber einer „Fremdgruppe“ (322).
Matthias Lemke (LEM)
Dr. phil., Politikwissenschaftler (Soziologe, Historiker), wiss. Mitarbeiter, Institut für Politikwissenschaft, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg.
Rubrizierung: 2.612.222.23 Empfohlene Zitierweise: Matthias Lemke, Rezension zu: Gergana Baeva: Nationale Identität als Medieninhalt. Baden-Baden: 2014, in: Portal für Politikwissenschaft, http://pw-portal.de/rezension/37684-nationale-identitaet-als-medieninhalt_46131, veröffentlicht am 16.10.2014. Buch-Nr.: 46131 Inhaltsverzeichnis Rezension drucken